Verwahrlosung abgewendet, ein Stück „Eiserner Vorhang“ und Johnny Cash muss da bleiben


13. Tag: Sonntag, 25. Juni.

Karte

Strecke: Łazy – Ustronie Morskie – Kołobrzeg – Mrzeżyno – Rewal – Dziwnów

Streckenlänge: 111 km

Abends wurde noch der Körper vor der zunehmenden Verwahrlosung bewahrt, das Rad entsandet und auffrisiert.
Nach der gestrigen Strapaze geht es heute auf gut zu befahrenden Wald- und Radwegen immer der Küste entlang. Am Weg liegen einige „Jahrmarktsdörfer“, dazwischen kehrt immer wieder Ruhe ein. Der große Rummel beginnt vor Kołobrzeg. Kolberg wie es einst hieß, gehörte zu den nobelsten Sommerfrische-Domizilen des deutschen Kaiserreichs. Heute wird gebaut wie blöd, ein Kasten neben dem anderen, im Stadtzentrum das übliche Gewusel. Bei der Stadtflucht macht sich erneut der Regen wichtig, wo ich mich gerade wieder an trockenes Gewand gewöhnt habe. So ein Tag reicht nicht aus, es werden schon in den Pausen Notizen gemacht um alles zu behalten, nicht nur der Kadaver, auch das Hirn lässt nach. Auf das große Remmidemmi folgt das Nichts. Mitten im Nichts ein letztes Überbleibsel „Eiserner Vorhang“ – Vorder- sowie Hinterlandzaun samt Kolonnenweg auf mehreren Kilometern. Keine Infotafel, kein Hinweis, nichts! Johnny Cash muss hierbleiben, zum einen, weil sich der bisherige Träger einen Waschvorgang ersparen will – Johnny Cash riecht schon sehr streng – anderseits um sich in die Augustin-Rubrik „liegen gelassen“ einzureihen. Mit Hilfe der Bundesstraße wird das heutige Tagesziel erreicht. Es folgt das Übliche, Haus- und Bettenbau, Erfrischungsgetränk, Blog schreiben. Erst wenn alles erledigt ist, gibt es etwas zwischen die Zähne.