Vom Belgradplatz nach Belgrad
1. Tag: Freitag, 8. Dezember 2023
Strecke: Belgradplatz (Wien) – Essling – Leopoldsdorf im Marchfeld – Schloßhof – Devínska Nová Ves (SK) – Bratislava
Streckenlänge: 78 km
Während sich die Wienerstadt für einen zum Einkaufstag umfunktionierten Feiertag rüstet, finden sich Faltrad und Fahrer zum Tourstart am Belgradplatz ein. Das Ziel steckt im Namen des Ausgangspunktes. Der Platz im 10. Wiener Gemeindebezirk verdankt seinen Namen dem „edlen Ritter“ Prinz Eugen, der die heutige serbische Hauptstadt vor Jahrhunderten aus den Händen der Türken befreite. Barankapark und Hellerwiese nehmen den Platz für sich ein. An der Hellerwiese befand sich einst die Schokoladen- und Zuckerl-Fabrik der Gebrüder Heller. Das damals noch unverbaute Gelände diente den fahrenden Lovara, Roma und Sinti als Sammelplatz. 1941 endete ihre letzte Reise in den Konzentrationslagern des NS-Regiems. Die Umbenennung des Parks erinnert an diesen Massenmord.
Die Gehwege rund um den Platz haben sich weitgehend von den Schneeresten befreit, nur der Barankapark versteckt sich noch unter einer zarten, weiß gefrorenen Decke. Die Favoritner Einkaufsmeile befindet sich noch im Ruhemodus, nur am Wiener Hauptbahnhof herrscht bereits reger Betrieb. Über den Donaukanal, über die Donau, ein Stück die Neue Donau entlang. Auf der Höhe der legendären Gaststätte Roter Hiasl hat der Körper bereits seine angenehme Betriebstemperatur erreicht. Der Donauradweg durch die Auen ist aufgrund der momentanen Schneewetterlage unbefahrbar, als Alternative findet sich eine Landstraße durch das Marchfeld. Die unendlichen Weiten des Tiefkühl-Gemüse-Anbaus. Ein einsames graues Band, führt durch ein Meer aus Weiß in Richtung Schloßhof. Die Ortschaft hat weniger als 100 Einwohner, besteht zum überwiegenden Teil aus barocken Schloss-Anlagen und die March als Grenzfluss zur Slowakei ist nur einen Steinwurf entfernt. 2012 wurde die „Fahrradbrücke der Freiheit“ über den Fluss gespannt. Der ehemals undurchdringliche „Eiserne Vorhang“ hat hier inzwischen an Schrecken verloren, nur der Brückenname soll an die Opfer erinnern. Ein einzigartiges 360-Grad-Panorama besticht am höchsten Punkt der mehrfach geschwungenen Überführung: Ein Schloss, ein Fluss, viel Auland, seltsame Vögel, Plattenbauten. Am anderen Ufer wartet der Bratislava Stadtteil Devínska Nová Ves. Die Burgruine Devín bröckelt über dem Zusammenfluss von March und Donau. Zu ebener Erde beklagt das Denkmal „Tor der Freiheit“ die bei Fluchtversuchen getöteten Opfer. Die letzten Kilometer ins Stadtzentrum führen flussabwärts bis zur Promenade direkt am „Schdrom“. Schon von weitem sichtbar, das über dem Fluss schwebende Ufo der Brücke des Slowakischen Nationalaufstandes, der SNP Most. Auch die slowakische Hauptstadt befindet sich im weihnachtlichen Ausnahmezustand. Das Zentrum wird weiträumig umfahren, die heutige Liegestadt befindet sich abseits vom Trubel.