3. Tag: Samstag, 15. Dezember
Strecke: Kladovo – Orșova – Liubcova
Streckenlänge: 105 Kilometer
Der Tourstart steht unter dem Motto: «Coming Home For Christmas» (Chris Rea)! Wie alle Jahre wartet am 24sten zu Hause bei Mama und Papa ein «Fischerl im Bröselmantel», dazu ein Erdäpfelsalat. Und zu späterer Stunde gibt es ein Wiedersehen mit der Liebsten und den Kinderleins.
Am Einstiegstag warten ganze 105 Kilometer, bei TIEFSCHNEE, bis zur heutigen Schlafstation. Über Nacht ist der Winter über das Land gekommen, gekommen um zu bleiben. Auf weißen Straßen geht es retour in Richtung «Đerdap I» (Laufkrauftwerk Eisernes Tor I), auf der Staumauer entlang führt der Weg über die Donau auf die rumänische Seite. Die Grenzbeamten (beiderseits) sind aufgrund meiner Erscheinung amüsiert bis verwundert, aber immer freundlich. In Rumänien laufen die Uhren schneller, es ist bereits eine Stunde später als auf der serbischen Seite des «Schdroms». Rumänien ist anders. Die 15 Kilometer vom Grenzübergang bis nach Orșova, sind keine Genuss-Strecke. Schwerverkehr im Sekunden-Takt, kein Pannenstreifen, teilweise schlechter Asphalt – kurz, eine Verkehrs-Hölle. Aber, schon nach wenigen Radumdrehungen bleibt ein Kleinbuslenker – unaufgefordert! – stehen, um mich und mein Faltrad zu erlösen. Einfach so. DANKE!
Nach Orșova geht es «bergauf», leider nur mit der Fahrbahn-Steigung. Der Schneefall bleibt hartnäckig, das Weiß auf der Fahrbahn kaschiert die Straßen-Löcher und dann wäre da noch die Hinterbremse fast ohne Belag. Nicht nachdenken, treten, treten, weitertreten, … Bei Eșelnița verläuft die Straße wieder neben dem «Schdrom», immer auf der «Herz-Seite». Die Situation beruhigt sich. Kurzfristig. Labestationen sind so gut wie nicht vorhanden, eine einzige ist mir begegnet, eine mit kaputter Kaffee-Maschine. Das Verkehrsaufkommen wird immer spärlicher, niemand unterwegs bei dem Sauwetter. Außer, Straßenhunde! Drei Attacken im Rudel, jeweils drei «Kälber» stürmen auf mich los und verfolgen mich lautstark. Äußerlich cool, gradeaus schauen, weitertreten, nichts anmerken lassen, schrillen innerlich die Panik-Glocken. Alle drei Mal nix passiert. Der Weg nimm kein Ende und das Gefühl in den nasskalten Füßen verschwindet. Weit und breit kein Automobil zum Anhalten. Bei einem Parkplatz mit Holztisch, Bänken und Unterstand wird halt gemacht um den Gaskocher anzuwerfen – Kaffee kochen und auftauen. Kaum ist das Heißgetränk fertig, kündigt sich in der Ferne ein Vierrad an. Rufen, Winken, Bitten, … Es fährt vorbei, bremst, fährt retour und nimmt uns mit. Erfrierungen abgewendet. Die Retter heißen Tica (Vater/Fahrer), Flavius (Sohn) und Coco (Freund). Flavius spricht Englisch, versorgt mich mit Schokolade und teilt sein Erfrischungsgetränk mit mir. Direkt vor der im voraus gebuchten Unterkunft wird zur Verabschiedung ein Erinnerungs-Selfie geknipst. DANKE!
In der ersehnten Unterkunft (Pensiunea Sanella, direkt am Fluss) sind im Gastraum Tische aneinandergereiht und festlich geschmückt. Menschen kommen, ein bärtiger Mann sprechsingt, es wird Weihrauch geschwenkt, es wird gebetet, es wird gegessen – und – ich werde dazu (ausgehungert von einem mehr als anstrengenden Tag) eingeladen. DANKE!
Ein einziger Tag, drei wunderbare Begegnungen, die wären was für unsere heimischen «Krawall-Blätter» die ansonsten nur die rumänischen Gruselgeschichten erzählen. Gerädert und überwältigt von so viel Gastfreundschaft/Hilfsbereitschaft freu ich mich jetzt auf ein alkoholisches Erfrischungsgetränk! Im Übrigen: «Österreich muss Rumänien werden»!