Letzte Kilometer, eine Zusammenfassung und vielen Dank!


  1. Tag: Donnerstag, 22. Juli

Strecke: Donnerskirchen – Winden – Jois – Neusiedl am See – Wien

Streckenlänge: 72 km (20 Radkilometer)

Ein letzter Häferlkaffe vom Kocher, eine letzte Tschick und eingebogen auf den Neusiedlerseeradweg. Sehr starkes Verkehrsaufkommen, dafür nur noch 20 Kilometer bis zum Bahnhof. Die Rückreise nach Wien erledigt die Bundesbahn, zu oft schon haben die Räder diese Strecke bereits bewältigt.
«Servas Oida, hob di ewig ned g’segn. Kumm, dazöh ma, wos is ollas so g’schegn. Jo, i woa laung nimma do, owa jetzt bin i unhamlich froh. I bin wieda in Wien (Georg Danzer)!»

Abschließend eine kurze Zusammenfassung:
«Innenrum Rundherum»
Reisetage: 25
Nächte im gemachten Bett: 4
Nächte im Zelt: 20
Kilometer gesamt: 2.286
Kilometer Rad: 1.678
Bundesländer: 9
Einzige Spielregel: keine internationalen Grenzüberschreitungen

«Der kurze Brief zum langen Abschied (Peter Handke)», 1.000 Dank an alle Unterstützer_innen, Leser_innen, … alles Liebe bis zur nächsten Ausfahrt!
Mario

Ein letztes aufbäumen, ein Jubiläum und eine Henkersmahlzeit


  1. Tag: Mittwoch, 21. Juli

Strecke: Nikitsch/Filež – Oberpullendorf – Mattersburg – Oslip – Donnerskirchen

Streckenlänge: 80 km

Der vorletzte Tag ist angezählt. Der Kopf ist schon mit einer Hälfte zu Hause. Bis zum letzten Nachtlager führen Güterwege, die Bundesstraße und der Jubiläumsradweg R1. Apropos Jubiläum, das Burgenland feiert heuer seine ersten 100 Jahre. Zur Auffrischung: Das heutige Burgenland gehörte einst zum Königreich Ungarn, erst durch den Vertrag von Trianon wurde das damalige Deutsch-Westungarn 1921 an die neue Republik Österreich angeschlossen. Die Stadt Ödenburg/Sopron entschied sich bei einer Volksabstimmung für den Verbleib bei Ungarn und somit wurde die kleine Schwester Eisenstadt die Hauptstadt des neuen Bundeslandes.
Die hundertjährige Jubiläumsstadt wird links liegen gelassen und ein Schlampigkeitsfehler sorgt für ungewollte, weitere zehn Radkilometer. Das Nachtlager wird leicht erhöht in Donnerskirchen aufgeschlagen. Zu Füßen liegt die größte «Gatschlacke» des Landes, der Neusiedlersee.
Noch einmal ein Besuch in der Buschenschank, Freund_in Jürgen und Silvia feiern mit. Übrigens, Silvia feierte vor kurzem auch einen Runden, die Jahre des jüngsten Bundeslandes durch zwei. Alles Gute!

Uhudla trinken & lesen, die Luft ist raus und Kroatien im Burgenland


  1. Tag: Dienstag, 20. Juli

Strecke: Rauchwart im Burgenland – Kohfidisch – Großpetersdorf – Stadtschlaining – Unterkohlstätten – Lockenhaus – Lutzmannsburg – Nikitsch/Filež

Streckenlänge: 84 km

Neuer Tag neues Glück. Die Gestirne stehen prächtig, leicht bewölkt, windstill und ein perfekter Untergrund. Alles rollt wie am «laufenden Band». Durch Kohfidisch, vorbei am sagenumwobenen Csaterberg mit seiner vollmundigen Rabiatperle, dem Uhudla. Wer den Uhudla nicht trinken will, der muss ihn lesen: der Uhudla, die revolutionärste Zeitung des Landes. Auf diesem Weg beste Grüße an den Uhudla-Häuptling «Max den Portugallier»!
Der Stillhaltepakt mit dem Wind hält nicht lange und einige wenige Anstiege liegen auch wieder am Weg: Zur Friedensstadt Stadtschlaining, samt einer sich im Umbau befindlichen Burg, sowie hinauf nach Unterkohlstätten im Naturpark Geschriebenstein.
In Lockenhaus versorgt die «Weiberwirtschaft» den Fahrer mit einem wunderbaren Menü. Gleich nach der verdienten Pause geht dem Rad, vorne die Luft aus. Kurz nach der genüßlichen Erholung fallen derbe Worte.
Die letzten Kilometer führen auf Güter-, Radwegen durch die burgenländische Landwirtschaft. Sonnenblumenfelder sorgen für den farblichen Tupfer. Ein Fuchs kreuzt die Spur, die Hasen tanzen. In der kroatischen Gemeinde Nikitsch/Filež ist Schluss. Das Zelt steht im idyllisch verwilderten Garten der Energiemühle (Danke Lisa!). Alle Hinweistafeln sind zweisprachig und im Wirtshaus-Heurigen der Familie Prandler ist kroatisch die Tischsprache. Dem Fahrer zuliebe werden die Zungen gewechselt. Das Herzstück der wunderbaren Gastwirtschaft ist die mit Trisomie 21 geborene Tochter Yasmine. Die restliche liebe Familie fungiert als helfende Hände. Ein geistreich unterhaltsamer Abend dauert bis tief in die Nacht!

Geist versus Körper, Gegenwind und schon wieder der Ambros


  1. Tag: Montag, 19. Juli

Strecke: Pavelhaus/Laafeld – St. Anna am Aigen – St. Martin an der Raab – Mogersdorf – Heiligenkreun im Lafnitztal – Rauchwart im Burgenland

Streckenlänge: 76 km

Die vierte Woche beginnt gemütlich unter den Arkaden des Pavelhauses, auf einer Bierbank, bei Löskaffee vom Gaskocher. Eine Fahrt durch die südoststeirische Landwirtschaft, rechter Hand die slowenische Grenze, Richtung Norden. Es dauert nicht lange, schon lauern die ersten Anstiege. Der Geist ist noch willig, aber die Beine nicht mehr ambitioniert. Labestationen sind selten, dafür gibt es wieder die wunderbare Einrichtung von Selbstbedienungs-Hofläden. Nach St. Anna am Aigen wird das letzte noch fehlende Bundeslang angebrochen, nur der lästige Gegenwind raubt den letzten Rest der Motivation. Bei St. Martin an der Raab kommt es zum Nachbarschaftsgipfel zwischen Slowenien, Ungarn und Österreich. Die Hofläden sind wieder verschwunden und die Jausenstationen noch nicht wieder aufgetaucht. Mr. & Mrs. Googel haben wieder sehr kreative Routenvorschläge, es beginnen holprige Zeiten über Feld- und Waldpfade. Bei jeder Wegkreuzung muss digital nachgefragt werden.
Jetzt hat auch noch die einzige vollwertige Hose den Geist aufgegeben, aufgerissen zur vollen Beinfreiheit und auch der Zipp ist hinüber – Auf Wiedersehen! An der Grenze zu Ungarn wird ein Erinnerungs-, eigentlich ein Abschiedsfoto, für die Serie «Liegen Gelassen» geknipst. Der restliche noch brauchbare Stoff ist inzwischen schwer an der Kippe zu unbrauchbar, das Reisewaschmittel aufgebraucht, aber wem kümmert’s. Und schon wieder dreht sich der Wolferl Ambros im Kopf: «I bin verwahlost, des kann a jeder sehn, i bin verwahrlost, aber i bin frei!»

Hügelwelten, Kernöl-Connection und gebackenes Geflügel


  1. Tag: Sonntag, 18. Juli

Strecke: Ölspur Camping Eibiswald – Leutschach – Langegg – Südsteirische Weinstraße – Spielfeld – Mureck – Bad Radkersburg – Pavelhaus/Laafeld

Streckenlänge: 81 km

Eine besondere Hervorhebung verdient das «Ölspur Camping», trotz des eigenwilligen Namens (wer gerade nicht an’s Kernöl denkt), der in allen Belangen herausragendste Campingplatz der Reise.
Der Soboth-Pass war die Grenze zwischen Kärnten und der Steiermark, einmal drüber verändert sich die Szenerie. Die Berge weichen einer nicht weniger schweißtreibenden Hügellandschaft. Es wächst der Hopfen, die Kürbisse und vor allem der Wein.
Sonnenstrahlen und Regentropfen wechseln im Stundentakt, so oder so, die Südsteirische Weinstraße ist bei jedem Wetter ein Erlebnis. Hügelwelten, endlose Weinhänge, unzählige Buschenschanken, ein radtechnisch anstrengendes Paradies. Der Kamm der Weinstraße gewährt weitläufige Ausblicke sowohl nach Slowenien als auch tief in die Untersteiermark. Nach dem Sulztal verläuft die Grenze mitten auf der Straße, der linke Fuß tritt in Österreich, der rechte in Slowenien. Später, ab Spielfeld, markiert die Mur die Grenze zum Nachbarn. Der Murradweg führt verschlungen durch Mais- und Kürbisfelder, der Fluss gibt nur selten einen Blick frei. Ab Mureck wird auf die Bundesstraße gewechselt, keine unnötigen Bogerl mehr bis Bad Radkersburg. Der ehemalige Südteil der Stadt liegt heute in Slowenien und ist Teil der Stadt Gornja Radgona.
Endstation ist der lauschige Garten des österreichisch-slowenischen Kulturvereins «Pavelhaus» (Danke David!) in Laafeld. Ein weiteres Highlight befindet sich gleich um die Ecke, der «Gasthof Lindenhof» serviert seine berühmt-berüchtigten Steirischen-Backhenderl. Ein halbes steht gerade am Tisch …!

Wasserspiele, Kärntner-Stolz und Winzerjause


  1. Tag: Samstag, 17. Juli

Strecke: Camping Rosental ROZ – Völkermarkt – Ruden – Lavamünd – Stausee Soboth – Eibiswald – Ölspur Camping

Streckenlänge: 97 km (83 Radkilometer, 14 km Mitfahrgelegenheit)

«Auf allen Wegen Regen, Regen …» (Lassie Singers), schon von Tagesanbruch an sind die Schleusen geöffnet. Heute wird der Sportfahrer-Stil praktiziert, rauf auf den Damm, Blick stur geradeaus und treten. Kein Tag für Schöngeister, ein Tag für Pragmatiker. Einzig auffallend die Schwäne, immer in der selben Position – «Köpfchen unters Wasser, Schwänzchen in der Höh».
Auf in Stein gemeisselten Monumenten erinnern sich die Kärntner_innen noch immer gerne an «glorreiche» Zeiten. Der Kärntner-Freiheitskampf (1918 – 1919) endete 1920 mit einer Volksabstimmung. Die slowenische Bevölkerung in Kärnten kämpfte bis vor kurzem um ihre Minderheitsrechte, unter anderem um zweisprachige Ortstafeln.
In Völkermarkt wird der Drauradweg gegen die Bundesstraße bis Lavamünd getauscht. Die Lavant fließt in die Drau und gemeinsam biegen sie ab ins benachbarte Ausland. Die slowenische Grenze ist zum Greifen nahe. Der Soboth-Pass ist, abgesehen vom Regen, die nächste Hürde. Diesmal geht alles ganz geschmeidig, «GoMobil», das Lavamünder Gemeindetaxi fährt Rad, Fahrer und Zubehör um ein «Butterbrot» auf rund 1.300 Meter zum Stausee Soboth. Mit dem Stausee kommt auch die Sonne wieder ins Spiel, es folgt eine rauschende Abfahrt zurück auf ebene Erde nach Eibiswald. Ein traumhafter Zeltplatz und eine Buschenschank mit Winzerjause und Schilcher lassen einen anstrengenden Tag versöhnlich ausklingen. Ende gut, Alles gut!

Ein harter Tag, wenig Veränderung und eine Beobachtungsstudie


19. Tag: Freitag, 16. Juli

Strecke: Seeboden am Millstättersee – Spital an der Drau – Villach – Feistritz im Rosental – Camping Rosental ROZ

Streckenlänge: 104 km

Für den heutigen Tag gibt es nur eine Beschreibung – ein harter Arbeitstag mit wenig Veränderung: Die Drau bleibt wegweisend. Auffallend viele Wildblumenwiesen erfreuen Bienen und Schmetterlinge. In kleinen Nestern läuft das Geflügel kreuz und quer auf der Straße. Villach ist die siebtgrößte Stadt des Landes und trotzdem ein Kaff, dafür ein nettes. Im Süden wechseln die Nachbar_innen, auf Italien folgt Slowenien. Die Karawanken kommen zeitweise ins Bild. Ein langer Streit wird endlich gut, zweisprachige Ortstafeln sind kein Thema mehr. Im Rosental nerven die Hügeln. Zwei Drau-Stauseen und im Finale wartet eine gefühlt endlose Dammstrecke bis zur heutigen Bettstation.
Abschließend eine kleine Studie über Rad und Fahrer_innen. Rennfahrer_innen: grüßen nicht, schauen stur geradeaus. Sonntagsfahrer_innen: Benzin-Brüder und -Schwestern, die sich zusätzlich ein E-Zweirad angeschafft haben, unberechenbar wie im Automobil. Reiseradler_innen: oft auch schon elektrisiert, meist mit Übergepäck, grüßen freundlich. Kurzstreckenradler_innen: unauffällig und unbehelmt. Zum Thema «Eierschädl»: inzwischen tragen fast alle einen, mit dem Argument – «wer ein Hirn hat schützt es» – der Dickschädel bleibt oben ohne und bestellt sich ein weiteres Erfrischungsgetränk!

Irgendwie Minimundus, mit dem Strom und Polychrome


  1. Tag: Donnerstag, 15. Juli

Strecke: Lienz – Oberdrauburg – Dellach – Lind – Seeboden am Millstättersee

Streckenlänge: 77 km

Ein Satz von Iulia klingt noch immer nach: «Hier in Österreich wirkt alles so sauber aufgeräumt.» Toni Polster würde sagen, «Ja, das stimmt!», mit Betonung auf dem «i». Rausgeputzt wie für eine Fotosession für eine Hochglanz-Freizeit-Revue. Wie ein Minimundus in voller Größe. Und wie in einem Vergnügungspark wird immer nur die Hand aufgehalten. Am geistigen Plattenspieler dreht sich Wolfgang Ambros: «Ned ollas wos an Wert hod, muass a an Preis haum» (A Mensch möcht i bleibn).
Die Schuhe dürfen heute wieder am Rücksitz mitfahren, ausgestopft mit Zeitungspapier. Das Wetter kann sich nicht einkriegen, nach ein paar dürftigen Sonnenstrahlen wird das Wasser wieder aufgedreht, bis sich wiederum später die Sonne zurückdrängt.
In Lienz wird auf den Drauradweg eingelenkt, diesmal wird mit dem Strom getreten. Die Drau landet viele Kilometer und einige Länder später in der Donau und mit ihr dann gemeinsam irgendwann im Schwarzen Meer. In Ost-Tirol gestartet grüßt bald nach einem Seitenwechsel die Tafel «Willkommen in Kärnten»! Eine unspektakuläre, dafür entspannende Strecke: Waldpassagen, Maisfelder, verschlafene Ortschaften und manchmal der Fluss an der Seite. Einen Zacken weiter südlich wohnen die frischgebackenen Europameister_innen.
Kurz vor Spittal an der Drau wird die Route verlassen und der Millstättersee angesteuert. Oben am Berg wohnt einer der außergewöhnlichsten Gitarristen und Songwriter des Landes, Gottfried Gfrerer. Seine letzter Streich rotiert auf 33 Umdrehungen und hört auf den Titel «Polychrome». Eine Empfehlung! Von der Terrasse aus mischt sich ein Bild aus See und Bergketten dazu serviert Mama Gfrerer eine ausgezeichnete Kärntner-Jause. Endlich ein kulinarischer Höhepunkt!

Bizarre Aussichten, eine grenzwärtige Wanderung und Danke Rumänien!


  1. Tag: Mittwoch, 14. Juli

Strecke: Zell am See – Fusch – Kaiser-Franz-Josefs-Höhe – Pasterze – Heiligenblut – Lienz

Streckenlänge: 105 km (17 Radkilometer)

Das mit der Kulinarik will nicht klappen, Meterware statt Schmankerl. Auch sonst wird die Decke des Schweigens über Zell ausgebreitet, besser so. Auch der viel propagierte Großglocknerbus mag am Mittwoch nicht ausrücken, zu wenige Passagiere. Ein weher Blick zurück nach Vorarlberg, wo die Busse, ob Mitfahrer_innen oder nicht, im Stundentakt verkehren.
Kaffe solo, auf ein Frühstück wird verzichtet. Rad und Fahrer bewegen sich in Richtung Großglockner-Straße, anfänglich gemächlich, aber bald wird es sportlich. Um die Großglockner Region rittern drei Bundeländer: Salzburg, Tirol und Kärnten. Ab der Mautstation ist an Treten nicht mehr zu denken, es muss die Hochalpenstraße werden, andere Optionen gibt es keine. Also eine Mitfahrgelegenheit. Die eigenen Landsleute gewähren keine, andere Menschen sehen das lockerer, zum Beispiel ein rumänisches Paar aus Timișoara. Ein vollgestopfter Volkswagen, trotzdem passen ein Rad und ein Fahrer noch rein! Für Iulia und Johnny keine Frage. Ein gemeinsamer abenteuerlicher Ausflug beginnt: Viele Stationen, viele eindrucksvolle Ausblicke und eine spektakuläre Wanderung. Von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe führt ein steiniger Pfad zur Pasterze, dem größten Gletscher des Landes. Der Gletscher lässt sich beim Schmelzen zusehen. Immer am Rand des Gletschersees entlang, überqueren löchrige Schuhe von oben kommende Sturzbäche. Der Großglockner weiß seinen Gipfel gut hinter Nebelwänden zu verstecken, das Wetter immer an der Kippe. Nach einer Stunde Fußmarsch fällt der Groschen, der Nieselregen wird zum Starkregen und das Blickfeld wird undurchsichtig. Eine Strapaze beginnt, der Parkplatz vor Augen sorgt für Euphorie. Ein weiterer Glücksfall, die Beiden haben den selben Weg ins Tal und bringen Rad und Fahrer direkt zum Campingplatz am Rande von Lienz. Auf jede Niederlage folgt ein Triumph! Mulțumesc! Danke sehr vielmals!

Bahnfahren, blöd schauen und die falsche Platte im Kopf


  1. Tag: Dienstag, 13. Juli

Strecke: Landeck – Insbruck – Wörgl – Zell am See

Streckenlänge: ca. 236 km (Bahn, davon 16 Radkilometer)

Eine Art Ruhetag seht im Reiselogbuch. Die Strecke Landeck – Innsbruck wurde in der Gegenrichtung bereits absolviert und der Rückzug nach Zell am See ist der österreichischen Geografie geschuldet. Gegen Westen verschlankt sich der füllige Osten und Querverbindungen gestalten sich schwierig, was an den vielen in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Tälern samt hohen Bergketten liegt. Zusätzlich erschwert die selbst auferlegte Spielregel – «Keine Grenzüberschreitungen!» – eine flexible Routenplanung.
Kurz gesprochen, heute wird ein Tag der Eisenbahn. Das Brompton wird nur für Zubringerdienste auseinandergefaltet, ansonsten ist es vorwiegend Passagier.
Geist und Kadaver sind nach Anburch der dritten Woche erschöpft. Zu viele Bilder, zu viele Eindrücke, zu viel Treten, zu viel Sonne, zu viel Regen, zu steile Wege, zu endlose Abfahrten, … Die Stimmungsschwankungen sind vermutlich auf die Höhenunterschiede zurückzuführen.
Dagegen hilft womöglich eine Fahrt mit der Bundesbahn, es ergibt sich die Gelegenheit volle zweidreiviertel Stunden blöd aus den Fenster zu schauen. Die unbeschreiblichen «Blümchen Blau» spielen die Begleitmusik im Kopf: «… das Schönste jetzt in Wien, ist der Schnellzug nach Berlin …» (Berlin bei Babylon). Eine krasse Themenverfehlung: Zielbahnhof Seestadt nicht Mauerstadt.
Zell am See ist als Ausgangspunkt für den nächsten Höhenrausch angedacht, her mit dem Großglockner!
Zuvor sind noch einige banale Aufgaben zu erledigen: Geld beheben, Zeltplatz finden, Glocknerbus-Abfahrtszeiten eruieren, Rad pflegen, den Körper auch, … Apropos Radpflege, die Misstöne sind wegrepariert!
Und was noch schön wäre: endlich einmal ein kulinarisches Erlebnis. Keine 0815-Kost, keine Bobo-Kitchen, keine Wurst-Brot-Käse Jause, einfach regionale Küche in einem normalen Umfeld!