Finale, die letzten Kilometer und eine Zusammenfassung


20. Tag: Freitag, 19. Juli 2024

Strecke: Apatin (SRB) – Baja (HU) – Budapest – Wien (A)

Streckenlänge: 512 km (gesamt 3.886 km)

Immer die Donau schdromaufwärts, zweimal werden Grenzen überrollt und am frühen Nachmittag zischt das erste Erfrischungsgetränk in vertrauter Umgebung.

Eine Zusammenfassung:

Reisetage: 20

Länder: Österreich, Ungarn, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Albanien, Nordmazedonien, Serbien

Gefahrene Kilometer: 3.886

Übernachtungen: 19 Nächte im erweiterten Kofferraum des „Rosti“-Mobils (Dacia Logan)

Vielen Dank für‘s Mitreisen und Mitfiebern! Mitte September wird erneut die Reisetasche gepackt, dann geht es mit dem Bobo-Porsche (Brompton Faltrad) von der Triester Straße nach Triest.

Alles Liebe & Dank

Mario & Justine

Heimreisetag, der Lauf der Flüsse und das letzte Abendmahl


19. Tag: Donnerstag, 18. Juli 2024

Strecke: Vrhpolje – Osecina – Šabac – Sremska Mitrovica – Donau/Autofähre – Odžaci – Apatin

Streckenlänge: 276 km (gesamt 3.374 km)

Früh morgens, die Drina liegt noch unter einer dichten Wasserdampfschicht begraben, jetzt beginnt die Heimreise. Immer den Flüssen, ihren Lauf entsprechend, entlang. Die Drina landet in der Save und diese im Schdrom.

In Sremska Mitrovica an der Save wird um die Mittagszeit ausgiebig gefrühstückt, etwas später mit einem schwer bedenklichen Kahn der Schdrom überquert und in Apatin, ebenfalls an der Donau, wird der Schlüssel aus der Zündung gezogen.

Einmal eintauchen in die Königin der Flüsse … Auch beim letzten Abendmahl wird der Schdrom nicht aus den Augen gelassen. Die Sonne verschwindet und ein letztes Flascherl wird geköpft.

Schlafende Geier, geblasenes Blech und zurück an der Drina


18. Tag: Mittwoch, 17. Juli 2024

Strecke: Vidikovac Molitva – Ivanjica – Guča – Užice – Vrhpolje

Streckenlänge: 283 km (gesamt 3.098 km)

Der Guten-Morgen-Kaffee wird auf einer Aussichtsplattform zubereitet. Keine Anzeichen menschlichen Lebens, nur leider schlafen sich auch die Gänsegeier aus.

Eine an Windungen und Ausblicken nicht geizende Landstraße führt in die Hauptstadt des geblasenen Blechs. Guča sonnt sich in der Ruhe vor dem Sturm, nichts bewegt sich, nicht einmal ein Lüfterl. Die kleine Ortschaft ist das Woodstock der Trompete. Anfang August wird wie jedes Jahr seit den frühen Sechzigerjahren, das Kaff von Besucher:innen überrollt und drei Tage/Nächte durchgeblasen, durchgefeiert und durchgesoffen.

Ab Guča verliert die Gegend ihren Reiz, dass ändert sich erst ab dem Zeitpunkt wo die Drina sich ins Geschehen mischt. Die innige Umarmung beim Wiedersehen ist sehr erfrischend.

Ein bereits bekanntes Wirtshaus am Fluss befüllt die Körper fest und flüssig, die Betten stehen gleich vor der Tür. 

Eine Wasserschlange, Gänsegeier und eine unbeschreibliche Liveübertragung


17. Tag: Dienstag, 16. Juli 2024

Strecke: Raška – Novi Pazar – Sjenica – Vidikovac Molitva

Streckenlänge: 136 km (gesamt 2.815 km)

Früh am Morgen stehen die Bäuche noch immer wie ein Einser. Für die Morgen-Toilette wird die nahegelegene Stadt Novi Pazar auserkoren. Kaffee und Tschick, der Rest würde zu weit führen …

Ein letzter Höhepunkt versucht die Heimreise vergessen zu machen. Nahe Sjenica öffnen sich die Pforten in die Uvac-Traumwelt. Ein sich windender Stausee, eingezwickt zwischen steil aufragenden Felswänden. Aussichtspunkte auf beiden Seiten des Uvac eröffnen Panoramen die kein Fotoapparat festhalten kann. Unten windet sich die Wasserschlange, oben kreisen die Gänsegeier. Bilder und Wörter können dieses Spektakel nicht ansatzweise beschreiben, darum endet ein verzweifelter Versuch einer schriftlichen Reproduktion genau hier.

Ein seit einigen Jahren eröffnetes, sanft in die Landschaft eingebettetes Lokal,  serviert klassische Gerichte und Erfrischungsgetränke vor einem rund um die Uhr Natur-Pur-Live-Spektakel. 

Die Betten werden auf rund 1.100 Meter gemacht, ein zarter Wind zieht durch die geöffneten Fenster des Vierrades, davor stehen zwei Klappsessel und eine Flasche Rotwein, so viel Glück ist kaum zu fassen …

Auf Stippvisite in Skopje, schwerer Asphalt und ein verschwundener Schlafplatz


16. Tag: Montag, 15. Juli 2024

Strecke: Matka – Skopje – Kumanovo (NMK) – Doljevac (SRB) – Blace – Brus – Kopaonik National Park – Raška

Streckenlänge: 385 km (gesamt 2.679 km)

Rechtliche Unstimmigkeiten sorgten für einen finalfreien Abend. Der Spielstand drang trotzdem durch, der ist rechtlich einwandfrei!

Bevor ordentlich Kilometer gefressen werden,  noch auf eine Stippvisite in die bizarrste Balkan-Hauptstadt. Unter der Festung Skopje führen verwinkelte Gassen durch den alten Bazar runter zum Vardar Fluss. Am ehemaligen Marschall-Tito-Platz, dem heutigen Makedonija Platz ragt ein übergroßer Alexander der Große hoch zu Ross in den Himmel. Rund herum im modernen Stadtzentrum drängen sich Phantasie-Paläste und tummeln sich allerhand unbewegliche Figuren: Helden, Dichter, Krieger, Amazonen, Löwen – Artisten, Tiere, Attraktionen!

Nach verlassen der Zirkusstadt führt schwerer Asphalt Richtung Serbien. Kurz vor Niš wird der grobe Asphalt wieder gegen Landstraßen eingetauscht. Hügelig geht es in den Kopaonik National Park an der Grenze zum Kosovo. Nach bezaubernden Einblicken ins Land verstört ein oben draufgesetztes Ski-Resort, ein serbisches St. Anton. Der angepeilte, versprochene Campingplatz etwas unterhalb des Winter-Zirkus hat sich in Luft aufgelöst. Eine Piste führt ins Nichts.

Der Parkplatz eines traditionellen Wirtshauses wird zur Übernachtungsstation. Die vorher verschlungene „Schlachtplatte“ sorgt für ordentliches Magenzwicken, dagegen kann auch der reichlich konsumierte „Slivo“ nichts ausrichten.

Rückreise-Modus, die Donauinsel von Skopje und rein mit der Frucht


15. Tag: Sonntag, 14. Juli 2024

Strecke: Radožda – Struga – Kičevo – Tetovo – Matka

Streckenlänge: 183 km (gesamt 2.294 km)

Die schmackhafte Ohrid-Forelle vom vergangenen Abend schwimmt noch im Magerl während der Kaffee-Kessel singt und der See morgendlich dampft.

Die südlichste Destination ist erreicht und die Gedanken schwenken langsam in den Rückreise-Modus. 

Die Blechschlange bewegt sich in die entgegengesetzte Richtung, während der Fahrstreifen in Richtung Skopje eine zügige Fahrt zulässt. Kurz vor der Hauptstadt wird von der Hauptroute abgezweigt. Eine kleine Farm oberhalb des Matka-Canyon ist die heutige Schlafstation.

Ein verwachsener Pfad führt hinunter zum Treska Fluss. Was für die Wiener:innen die Donauinsel, ist für die Menschen in Skopje das reißende Wasser zwischen den steilen Felswänden. Es ist Sonntag und der Andrang ist enorm. Unerschrockene Jungmänner stürzen sich in die Fluten und lassen sich treiben, an den Ufern wird gepicknickt. Die GS (= gelbe Sau) macht den Aufstieg zurück in die Farm-Oase zum Leidensweg, nur zwei kreuzenden Schildkröten sorgen für Frohsinn.

Abends wird der Nudel-Kocher angeworfen und wenn das Internetz hält, gibt es zu den Nudeln ein hoffentlich spannendes EM-Finale. In diesem Sinne – rein mit der Frucht!

Ruhetag!


14. Tag: Samstag, 13. Juli 2024

Strecke: Peshkopia (AL) – Debar (NMK) – Struga – Radožda

Streckenlänge: 103 km (gesamt 2.111 km)

Ein Hupfer über die Grenze nach Nordmazedonien, weiter den Debar-Stausee und die Schwarze Drin entlang bis nach Struga am Ohridsee. Jetzt sind es nur noch wenige Kilometer bis zum ersten Ruhetag. Vom Bett aus keine zehn Schritte bis ins kühle Nass.

Kitsch-Burgen, Landschaftsträume und Erschöpfung


13. Tag: Freitag, 12. Juli 2024

Strecke: Koman Stausee – Vau-Deja – Lezhe – Burrel – Maqellara – Peshkopia

Streckenlänge: 188 km (gesamt 2.008 km)

Auf dem Weg durchs Land  wachsen immer wieder, ganz unvermittelt, kuriose Phantasie-Burgen aus der Erde. Von Dornröschen- bis Drachen-Kitsch wird die ganze Bandbreite geboten, Hauptsache mit Pool und protzig.

Die Szenerie wiederholt sich, ein weiteres Tal, ein weiterer Zauberfluss, eine weitere Serpentinen-Straße, traumhafte Panoramen.

Peshkopia ist der heutige Schlusspunkt. Eine Kleinstadt im Osten Albaniens unweit der nordmazedonischen Grenze. Der empfohlene Badespaß in der Black Drin (Fluss) muss auf Grund von Parkraum-Querelen abgesagt werden: Eine steil abfallende Schotterpiste mit Dutzenden ineinander verkeilten Vehikel ohne Chance auf Entwirrung.

Zarte Erschöpfung breitet sich, zu viele Abenteuer, zu viele Eindrücke. Ein Stadtspaziergang, Erfrischungsgetränke uns ein skurriles Abendmal beenden die neuerliche Hitzeschlacht. Das klimatisierte Speiselokal sitzt am Dach eines hässlichen Gewerbekomplexes oberhalb einer Spar-Filiale. Das Ambiente ist traditionell, die servierten Speisen hervorragend.

Ein blaues Auge, eine alte Brücke und allein zu Haus am See


12. Tag: Donnerstag, 11. Juli 2024

Strecke: Theth – Shkodra – Koman Stausee

Streckenlänge: 139 km (gesamt 1.820 km)

Noch einmal werden die Wanderschuhe angezogen um ein blaues Wunder zu erleben. Ein weiterer steiniger Pfad führt in ein weiteres Seitental am einem weiteren Fluss entlang zum Syri i kalter, dem Blue Eye. Eine glasklare türkis-blaue Badewanne die von einem Wasserfall befüllt wird. Auch die gelbe Sau hat sich mit auf den Weg gemacht und ist wieder einmal in Bestform. Ein Sprung in das eiskalte Becken sorgt für Erleichterung. Leider ist auch dieses blaue Naturwunder sehr gut besucht was ein längeres Verweilen verunmöglicht.

Es folgt der weite Weg zurück, Kehre um Kehre hinauf zum Pass und Kehre um Kehre zurück ins Flachland. Nahe Shkodra gibt es noch einen Fotostopp um die Ura e Mesit, Albaniens bedeutendste osmanische Brücke, auf Mobiltelefon zu laden.

Albanien ist ein Autoland und die Mercedes-Dichte ist immer noch die Höchste weltweit, aber inzwischen haben auch andere Großkotze wie Audi und BMW stark zugelegt. Die liebste Freizeitbeschäftigung der Albaner ist „Lavazh“ und auch unser treuer Untersatz bekommt heute seine mehr als verdiente Dusche.

Shkodra wird nur am Rand gestreift, der Weg führt wieder in etwas luftigere Höhen zum großflächig verzweigten Koman Stausee. Am versteckten Campingplatz direkt am Wasser ist niemand zu Hause. Das weiche Wasser wäscht den Schweiss eines anstrengenden Tages von den müden Körpern und das nahegelegene Wirtshaus sorgt für feste und flüssige Nahrung. Das Glücksbarometer steht auf Anschlag!

Hitze, ein Wasserfall und der kulinarische Gipfel


11. Tag: Mittwoch, 10. Juli 2024

Strecke: Theth

Die gelbe Sau brennt unerbittlich auf alles was sich unter ihr bewegt. Große Abenteuer werden für heute abgesagt, stattdessen wird die Umgebung weiträumig erkundet: das Bethaus, ein Steinturm indem sich von Blutrache bedrohte Männer verstecken konnten, der Fluss, kriminelle Flussübergänge und ein Wasserfall.

Theth hat seine romantischen Plätzchen, nur leider gehören sie einem nie alleine. Der urige Wasserfall samt Schwimmbecken ist bevölkert wie ein städtisches Strandbad.

Am Nachmittag werden die Betten umgesiedelt auf einen Platz abseits des Trubels, hoch über dem Dorfzentrum. Es folgt ein überraschender kulinarischer Höhepunkt. Neben den Betten führt ein schmaler, steiler Pfad zu einem noch im Bau befindlichen Gästehaus. Die Küche aber war bereits geöffnet, traditionelle Schmankerl, einfach unglaublich!