Comeback in Staatz, Wohlfühlplätze und ein leeres Schmuckkasterl


  1. Tag: Dienstag, 29. Juni

Strecke: Hohenau – Staatz-Kautendorf – Laa an der Thaya – Hadres – Oberretzbach

Streckenlänge: 94 km

Der im Stadtzentrum eingezeichnete Campingplatz ist frei erfunden, letztendlich steht das Mobilheim am Kellerberg, inklusive Weitblick und tausenden Mistviechern.
Der frühe Vogel fängt den Wurm, um Punkt 06:30 beginnen sich die Laufräder zu drehen. Zwischen Brot und Wein windet sich das Asphaltband Richtung Poysdorf und weiter Richtung Staatz. Ein Wiedersehen nach 26 Jahren. Damals hatte das Fortbewegungsmittel vier Hufe, die eigenen Haare waren lang, mit Federn geschmückt und Kriegsbemalung im Gesicht. Buffalo Bill Festspiele unterhalb der Staatzer Burgruine. Als Sioux Krieger war die Aufgabenstellung den jungen Bill Cody um die Ecke zu bringen. Der Mordversuch endete letztlich tötlich für den Angreifer. Für die Wiederauferstehung benötigte der tapfere Sioux allerdings keine drei Tage, schon kurz nach der Halbzeitpause kreuzte er erneut sein Thomahawk mit dem Bleichgesichtern. Das Comeback aber verläuft hochgradig unspektakulär, die Ortschaft schläft noch, die Felsenbühne ist eine Baustelle und kein Saloon in Sicht.
Spätestens ab jetzt beginnt ein harter Ritt, die Thermenstadt Laa an der Thaya wird zur Jausenstation degradiert bevor die Mittagssonne alle restlichen Energien verbrennt.
Auch heute stellt sich die Frage, Hauptverkehrs- oder Radroute? Die Antwort ist zweischneidig, entweder Autoverkehr oder Schlangenlinien. Die Radrouten schlagen ordentliche Haken in den kürzesten Weg, gut befahrbarer Untergrund durch viel Gemüse, das steigert die Kilometerleistung, dazu absolut schattenfrei und hoch am Himmel lauert die gelbe Sau. Ein Positivum, im Pulkautal verstecken sich einige «Wohlfühlplätze», also offene Kellertüren mit Selbstbedienung: «Die Tür ist offen, schenk dir ein!» So auch in Hadres mit der längsten zusammenhängenden Kellergasse Europas.
Der Weg zum Ziel wird inzwischen in kleinen Portionen absolviert, von Kellertür zu Kellertür! In Oberretzbach ist Endstation am Waldcampingplatz, Körperpflege ist dringend notwendig. Der Wermutstropfen der Geschichte, obwohl mitten im Wein gelegen gibt es keine einzige offene Buschenschank in der Umgebung, Wirtshaus ebenfalls nicht. Das Rad wieder aufgesattelt, in Retz soll es offene Gastwirtschaften geben. Es gibt nur noch Pizza, die Küche hat bereits um halb Acht dicht gemacht. Armes Retz, ein lebloses Schmuckkasterl.