Doch keine Kleinigkeit, rauer Charme und Kübelkarpfen
11. Tag: Sonntag, 22. Dezember
Strecke: Zittau (D) – Liberec (CZ)
Streckenlänge: 33 km
Ein Katzensprung sollte es werden, bis zur Endstation Liberec. Noch einmal durch das noch schlafende Zittau, heute laufen die Uhren langsamer. Das Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien liegt in Greifweite. Ab dem Grenzübertritt ändern sich auch die Verhältnisse, der perfekte Radweg wird zur Rumpelstraße. Aus eigener Blödheit und der Gier nach einer Abkürzung rollen die Räder auf einmal auf einer Hauptverkehrsroute. Nächste Ausfahrt abzweigen! Der vermeintliche Katzensprung wird zur Herausforderung, rauf und runter auf zweifelhaften Untergründen. Die heutige Schlafstation liegt in einem Randbezirk von Liberec, mehrere Versuche führen zum Ziel. Wie immer bei Zieleinläufen lässt auch heute das große Glücksgefühl auf sich warten. Zuerst will die Rückführung nach Wien geplant werden. Die Industriestadt Liberec birgt einen rauen Charme, das Herz will erst entdeckt werden. Bei aller Sympathie es gelingt nicht. Ehemaliger Ostblock gepaart mit billigem Kapitalismus, keine Stadt für zarte Gemüter. Beim ersten Erfrischungsgetränk in einer versteckten Innenstadt-Kneipe, deuten Blicke und Gesten der Stammgäste hin auf einen Wickel (= Probleme). Austrinken, gehen!
Auf den Straßen schwimmen die Weihnachts-Karpfen in großen Kübeln, vor dem Rathaus werden Glüh-Getränke gebürschtelt (= gesoffen) und den Einkaufstempeln sind Sonntagsruhezeiten ein Fremdwort. Und wo ist die verflixte Bus-Station für den morgigen Prag-Transfer!