Dreigangschaltung, Selbstgespräche und ein Wetterkarussell


19. Tag: Freitag, 06. Juli

Strecke: Ilomantsi – Värtsilä – Kitee (Karte)

Streckenlänge: 113 km (gesamt 1.530 km)

Eine Nacht ohne Gelsen, das hat was und inzwischen geht auch die Sonne für ein paar wenige Stunden unter. Der Morgen beginnt sonnig, an der Gangschaltung wird geschraubt, die gestrige Missstimmung ist verflogen. Das Schrauben hilft nix, von sechs Gängen lassen sich nur noch drei einwandfrei schalten.
Die Landschaft steckt noch immer in der Wiederholungsschleife, was auch mit ein Grund dafür ist, dass meine Einträge sich gleichen. Immer entlang der Via Karelia (Karelien, Region in Finnland und Russland), ich habe großen Spaß mit mir, die eintönige Umgebung führt zu sonderbaren Selbstgesprächen, aber das würde jetzt zu weit führen! Vielleicht ein unverfängliches Beispiel: «Mein Nudellieferant Knorr würde sich gut als Sponsor machen …?!» Sonne, Wolken, Regen, Gewitter geben einander die Hand – drei Mal waschelnass, drei Mal wieder aufgetrocknet. Aktueller Status: Oben trocken, die Füße stecken noch immer in einem Wasserbad. Inzwischen riecht alles ein bisserl modrig, das Öffnen der Gepäckstasche verströmt das Odeur von Katzen-Pisse.
Ab dem Grenzort Värtsilä verändert sich auch die Landschaft, zwischen das viele Holz drängen sich fette Wiesen. Die Kühe haben die Rentiere abgelöst und es duftet schon ein wenig nach Heimat. Auf den letzten Kilometern machen die Speichen Probleme und andere nicht definierbare Störgeräusche dringen ins Ohr. Ein ordentliches Service wäre angesagt, aber dafür sind die Sonnenfenster zu kurz und mein handwerkliches Talent zu bescheiden. Die Endstation Kitee serviert das erste Erfrischungsgetränk, inzwischen regnet es wieder und das Zelt bekommt heute einen Wiesenplatz neben einer Tankstelle.