Ich such die DDR, endlich Oder und immer wieder Schlafplatz-Troubles


5. Tag: Montag, 16. Dezember

Strecke: Penkun – Mescherin – Gartz – Schwedt/Oder – Stützkow – Felchow

Streckenlänge: 70 km

Ich such die DDR. Angefangen hat alles ganz unverfänglich, als Schallplattenunterhalter in einer abgerockten Eckkneipe an der Wiener Augartenmauer, mit einem Musikwunsch: «Spiel mir doch bitte Am Fenster von City!» Am Fenster wo und welche City? Also: City eine der drei großen DDR Bands und Am Fenster ihr größter Hit, erschienen auf dem Staatslabel Amiga. Musik verbunden mit Geschichte(n) und Reisen, ein Feuer war entfacht …
Ich suche noch immer. Der Morgenspaziergang durch Penkun wartet auf mit sensationellen Fundstücken – HO Textilien, Haus der Einheit, … – ein inoffizielles DDR-Freilichtmuseum. Bei der Stadtausfahrt, Felder bis zum Horizont, wirbt eine Tafel «kauft bei der heimischen Landwirtschaft» für die lokale Produktion. Ein Hahn schreit, ein Hund bellt auf, kalte Hände, der Wind zieht auf. Hügelige Beton-Plattenwege führen bis zur polnischen Grenze. Endlich Oder! Nicht der Hauptstrom, ein Nebenzweig. Mescherin liegt bereits im Winterschlaf, nur die Vogelwelt tönt lebendig. Ein Asphaltband durch den Nationalpark «Unteres Odertal». Wälder, Auen, Sumpflandschaften, abgeknickte Bäume – die Biber sind ganzjährig aktiv. Auf die Idylle folgt die Industriestadt Schwedt. Ein kleiner Stadtkern mit einer Fußgängerzone ohne Fußgeher_innen und viel «Platte» (Fertigteilbauwohneinheiten) rundherum. Kein Platz zum Verweilen. Mit dem Stadtende kehrt auch die Idylle zurück. Gänsekolonien campen neben dem Fluss, Rindviecher genießen die satten Wiesen und die Rehe den Sonnenuntergang. Jetzt fehlt nur noch ein Bett. Und auch heute geht es nicht ganz ohne Intervention von außen. Nach mehreren Fehlschlägen führt eine Empfehlung der Nationalparkverwaltung wieder weg vom Fluss zurück ins Land nach Felchow, dort warten ein gemachtes Bett und eine warme Mahlzeit.