Keine Spazierfahrt, eine Grenze ins Nirgendwo und campen im Kirchgarten
10. Tag: Mittwoch, 27. Juni
Strecke: Savukoski – Lepistö – Salla
Streckenlänge: 89 km (gesamt 723 km)
Eine Spazierfahrt sollte es werden, mit abendlichen Ausschweifungen in Salla. Es kommt anders. Kurz nach Savukoski geht Konstis hinterem Reifen die Luft aus. Vorbei mit Rückenwind und Radler-Glück! Stattdessen eine längere Unterbrechung und ölige Finger. Der Anfangs-Elan ist beim Teufel. Eine trostlose Strecke ohne Jausenstation auf ganzen 89 Kilometern. Die Vorräte, sowohl fest als auch flüssig sind am Ende. Durchhalten! Die russische Grenze ist zum Greifen nah, keine Hinweisetafel für einen Länderwechsel, die angekündigte Grenzortschaft Lepistö die keine ist, einfach nix. Wir wollen rüber winken und werden von der finnischen Polizei ermahnt umzukehren. Wir bestehen zumindest darauf den Schlagbaum fürs Familien-Album abzufotografieren. Eine Absperrung, zwei Schilder, aus. Kein Hinweis darauf was hinter der Absperrung liegt.
In der Zwischenzeit hat der Wind auf Oppositions-Kurs geschwenkt, die bis dahin ordentliche Durchschnittsgeschwindigkeit purzelt in den roten Bereich. Erschöpft und glücklich rollen wir in Salla ein. In der Provinz Salla wohnen nur 5.000 Menschen, dafür 10.000 Rentiere. Gesehen haben wir keines davon. Am Ortseingang spielt ein Duo – Alleinunterhalter-Orgel plus Sänger – finnische Schlager, die Open-Air-Tribüne besetzt mit Frührentner_innen wippt im Takt. Die Sperrzeiten der Wintersportgemeinde sind sehr jugendfreundlich: Um 20 Uhr ist der Ofen aus! WM-TV abgesagt. Vor der bereits geschlossenen Pizzeria wird Supermarkt-Bier konsumiert und die Schlafstadt wird heute am gepflegten Rasen des Kirchgarten aufgebaut. Vergelt’s Gott, Amen!