Rechenfrust, Länderwechsel und die Hölle von Palanga
5. Tag: Samstag, 17. Juni
Strecke: Liepāja – Nīca – Šventoji – Palanga – Giruliai
Streckenlänge: 91 km
Vieleicht ist es schon aufgefallen, die Zeile Fahrzeit wurde ersatzlos gestrichen. Weil: Ich besitze keinen Radcomputer an Board und die Herumrechnerei mit Pausen, … geht mir auf die Nerven. Ich fahre praktisch den ganzen Tag abzüglich Nahrungszufuhr, bloggen, Zeltaufbau, Rad- und Körperpflege, … das geht weit über einen herkömmlichen Acht-Stunden-Tag hinaus, darum keine Fahrzeitberechnungen mehr!
Von Liepāja aus nehme ich heute die Hauptstraße und verzichte auf den romantischen dafür, aufgrund des gestrigen Unwetters, gatschigen Waldweg. Meine neuen tschechischen Freunde sind mir seit dem Kennenlernen jeden Tag begegnet. Irgendwann am Vormittag zieht der rote Skoda am schwarzen Brompton vorbei, bleibt stehen, es werden Freundlichkeiten ausgetauscht, fährt weiter, bis sich das Team Brompton tags darauf auf Grund des Frühaufsteher-Bonus wieder an die Spitze radelt.
Heute verabschiede ich mich von Lettland und tauche in Litauen ein. Ab Litauen ist der Ostseeradweg erstmals ausgeschildert. War Lettland noch recht verschlafen, herrscht in Litauen ab der ersten Ortschaft (Šventoji) touristischer Ausnahmezustand. Fressbuden reihen sich aneinander, Rundumbeschallung, Massenabfüllung. Selbst der idyllische Wald-Radweg nach Palanga wird zur verstopften Rad-Autobahn. In diesem Getümmel führt mich ein litauischer Bursche in die Landessprache ein: Hallo (Labas), Danke (Ačiū), Auf Wiedersehen (Ate). In Palanga mit seiner Seebrücke bricht dann endgültig die Hölle los. 360 Grad Halligalli! Fort mit mir. Mit jedem geradelten Kilometer beruhigt sich die Lage. In Giruliai finde ich kurz vor Klaipėda doch noch ein ruhiges Fleckerl mit Campingplatz im Wald. Ende gut, alles gut.