Regen auf allen Wegen, gruselige Grenzanlagen und ein Hoch auf Hannah und Glocki
19. Tag: Samstag, 1. Juli
Strecke: Römnitz – Schlagsdorf – Zarrentin – Schwanheide – Bleckede – Alt Garge
Streckenlänge: 120 km
Socken, Kapuzenjacke, Schuhe alles noch nass, gehen wie in einer Badewanne. Dafür hab ich geschlafen wie ein Kleinkind, mein Schlafsack ist ein Wärmekraftwerk!
„Regen, Regen auf allen Wegen, Regen macht uns Spaß, er macht uns alle nass“ – Sehr lustig! – ein Song der bezaubernden Lassie Singers ist mein Ohrwurm des Tages. Einige Male wechsle ich die ehemalige Deutsch-Deutsche Grenze. Einige DDR-Wachtürme stehen noch, Freilichtmuseen zeigen ganze Grenzanlagen, mit Metallgitterzaun, Todesstreifen, KFZ-Sperrgräben, Betonsperrmauer. Noch immer sehr bedrohlich. Es drängen sich beängstigende Gedanken auf: Flucht, ohne nichts, nur das nackte Leben und das ist gefährdet … Demütig, im Bewusstsein meines Luxuslebens, trete ich weiter. Viele Felder, viele Seen, viel unberührtes Land, vom Unwetter ertränkte Waldwege auf dem Weg bis zur Elbe. Die Natur hat sich den einstigen Grenzstreifen zurückerobert, Rehe springen, Hasen schlagen Haken, jede Menge Federvieh, ein Paradies der Tiere. Ansonsten zieht die Umgebung peripher vorbei, die Regenkapuze sorgt für einen Tunnelblick. Der Regen bleibt konstant.
Zu was Erfreulicherem, zu Hause geben sich gerade Hannah und Glocki, zwei ganz liebe Freund_innen, das „Ja-Wort“. Es kommt zusammen was zusammengehört. Auf diesem Wege alles Gute!
Trotz aller widrigen Umstände, mein ganzes Gewand ist eingeweikt und mein Rad quietscht nach einem Kettenservice, wird das heutige Tagesziel übererfüllt. Und irgendwer hat das Wasser abgedreht, so kann das noch immer nasse Zelt ein wenig auftrocknen. Jetzt müssen nur noch die Schuhe mit Zeitung ausgestopft werden und möge der Hahn morgen zubleiben!