Schlangenlinien, fehlende Konversation und Jozip Broz hängt noch immer
7. Tag: Montag, 23. September 2024
Strecke: Vransko – Trojane – Domžale – Ljubljana
Streckenlänge: 48 km (gesamt 469 km)
War es noch vor einigen Tagen das Krähen der Hähne, sind es heute die Glocken der Kühe, die die Morgenstille durchbrechen.
Die Bundesstraße windet sich wie eine Schlange durch die von Bergwelten umgebenen Täler und schlängelt sich von einer auf die andere Seite unter der mächtigen Autobahn. Das große Asphaltband schneidet das Land in zwei annähernd gleiche Teile. Aus Ermangelung an Konversation wird alles, was sich bewegt und ein schlagendes Herz hat, angesprochen. Von der Raupe bis zur Kuh.
Am frühen Nachmittag überqueren die Räder die Save und rollen in Ljubljana ein. Wie immer kommt zuerst die Pflicht (Zeltaufbau), erst dann die Kür (Stadtflanerie). Eine einzige Straße verbindet die Schlafstadt mit dem Zentrum. Durch die Stadtmitte plätschert die Ljubljanica und die „Drei Brücken“ des Architekten Jože Plečnik sind Mittelpunkt, wie auch Wahrzeichen, der slowenischen Hauptstadt. Rundherum gruppieren sich Altstadt, Dom, Burg, …, und auch das alternative Kulturzentrum Metelkova. Die ehemalige Kaserne der Jugoslawischen Volksarmee wurde nach dem Slowenischen Unabhängigkeitskrieg besetzt und ist bis heute eine autonome Freizone. Inzwischen erleidet Metelkova das selbe Schicksal wie das Tacheles in Berlin (inzwischen abgerissen) oder die Freistadt Christiania in Kopenhagen, jeder Reisführer schreibt darüber und Tourist_innen überfluten die Subkultur.
In der etwas abgehalfterten Kneipe, wo das Union-Pivo noch zu erschwinglichen Preisen ausgeschenkt wird, hängt noch immer der Jugoslawische Held, Jozip Broz Tito, an der Theken-Wand.
Zur Nahrungsaufnahme scheidet die schicke Innenstadt aus und wer die Bobo-Lokale meidet, landet in Veliko Hong Kong am Rande der Stadt.