Süß-Sauer, übern Berg und ein Haus mit dunkler Geschichte


  1. Tag: Montag, 5. Juli

Strecke: Engelhartszell – St. Aegidi – Schärding – Reichersberg – Braunau am Inn – Scheuhub

Streckenlänge: 93 km

Ob Schweinefleisch Süß-Sauer oder Kaiserschmarrn, die «Cafe-Pension Holmes» serviert beides, asiatische Küche oder Hausmannkost. Der Wirt hat die Hälfte seines Lebens als Techniker in Fernost verbracht und seine Frau mit chinesischen Wurzeln zaubert die ferne, sowie die nahe Welt auf den Teller. Ein wunderbares Menü wird mit flüssiger Zwetschke auf Haus abgerundet.
Die Donau-Route mit Passau am Gipfel wird gekappt, rüber übern Berg nach Schärding (ohne Schieben, Bussis nach Berlin!), von der Donau zum Inn.
Schärding ist das erwartete Schmuckstädtchen, nur in der Platzmitte steht diesmal kein Brunnen, auch keine Kirche sondern eine Sparkasse. Entlang des Inn führt der Radweg R3 stromaufwärts, viele Bogerln verzögern die Zeit zum dringend benötigten Erfrischungsgetränk. Auch am Inn-Radweg tummeln sich Radtourist_innen, alle elektrisiert, alle viel schneller. Der Inn zur Rechten ist ab sofort die Grenze zu Deutschland. Das Gastropersonal hat sich daran gewöhnt Sahne statt Schlagobers und Schorle statt G’spritzten zu servieren. Eine Zeitlang trennt der Radweg eine Autobahn vom Fluss. In Richtung Deutschland staut sich das Blech zur Lawine, in der Gegenrichtung breitet sich selbige aus, rein ins Land. Wo bleibt die Verkehrswende?!
In Braunau ist das leerstehende Geburtshaus von Adolf Hitler noch immer ein begehrtes Fotomotiv. Ein Stein vor dem Haus trägt die Innschrift: «Für Frieden, Freiheit und Demokratie. Nie wieder Faschismus, Millionen Tote mahnen!» Armes Braunau, dieser Makel klebt an der Stadt wie die Hundescheiße am Schuhabsatz.
Wenige Kilometer weiter wird auf einer Wiese unterm Nussbaum das Nachtlager aufgeschlagen. Das dem Campingplatz angeschlossene Wirtshaus hat Montag Ruhetag. «I Don‘t Like Mondays» (The Boomtown Rats)!