Ein blaues Auge, eine alte Brücke und allein zu Haus am See


12. Tag: Donnerstag, 11. Juli 2024

Strecke: Theth – Shkodra – Koman Stausee

Streckenlänge: 139 km (gesamt 1.820 km)

Noch einmal werden die Wanderschuhe angezogen um ein blaues Wunder zu erleben. Ein weiterer steiniger Pfad führt in ein weiteres Seitental am einem weiteren Fluss entlang zum Syri i kalter, dem Blue Eye. Eine glasklare türkis-blaue Badewanne die von einem Wasserfall befüllt wird. Auch die gelbe Sau hat sich mit auf den Weg gemacht und ist wieder einmal in Bestform. Ein Sprung in das eiskalte Becken sorgt für Erleichterung. Leider ist auch dieses blaue Naturwunder sehr gut besucht was ein längeres Verweilen verunmöglicht.

Es folgt der weite Weg zurück, Kehre um Kehre hinauf zum Pass und Kehre um Kehre zurück ins Flachland. Nahe Shkodra gibt es noch einen Fotostopp um die Ura e Mesit, Albaniens bedeutendste osmanische Brücke, auf Mobiltelefon zu laden.

Albanien ist ein Autoland und die Mercedes-Dichte ist immer noch die Höchste weltweit, aber inzwischen haben auch andere Großkotze wie Audi und BMW stark zugelegt. Die liebste Freizeitbeschäftigung der Albaner ist „Lavazh“ und auch unser treuer Untersatz bekommt heute seine mehr als verdiente Dusche.

Shkodra wird nur am Rand gestreift, der Weg führt wieder in etwas luftigere Höhen zum großflächig verzweigten Koman Stausee. Am versteckten Campingplatz direkt am Wasser ist niemand zu Hause. Das weiche Wasser wäscht den Schweiss eines anstrengenden Tages von den müden Körpern und das nahegelegene Wirtshaus sorgt für feste und flüssige Nahrung. Das Glücksbarometer steht auf Anschlag!

Hitze, ein Wasserfall und der kulinarische Gipfel


11. Tag: Mittwoch, 10. Juli 2024

Strecke: Theth

Die gelbe Sau brennt unerbittlich auf alles was sich unter ihr bewegt. Große Abenteuer werden für heute abgesagt, stattdessen wird die Umgebung weiträumig erkundet: das Bethaus, ein Steinturm indem sich von Blutrache bedrohte Männer verstecken konnten, der Fluss, kriminelle Flussübergänge und ein Wasserfall.

Theth hat seine romantischen Plätzchen, nur leider gehören sie einem nie alleine. Der urige Wasserfall samt Schwimmbecken ist bevölkert wie ein städtisches Strandbad.

Am Nachmittag werden die Betten umgesiedelt auf einen Platz abseits des Trubels, hoch über dem Dorfzentrum. Es folgt ein überraschender kulinarischer Höhepunkt. Neben den Betten führt ein schmaler, steiler Pfad zu einem noch im Bau befindlichen Gästehaus. Die Küche aber war bereits geöffnet, traditionelle Schmankerl, einfach unglaublich!

Tal runter, Tal rauf und von den Alpen umzingelt


10. Tag: Dienstag, 9. Juli 2024

Strecke: Vermosh – Tamarë – Han I Hotit – Dedaj – Boga – Theth

Streckenlänge: 134 km (gesamt 1.681 km)

Kehre um Kehre schraubt sich der Asphalt steil bergab Richtung Shkodrasee. Nach nur wenigen Kilometern auf ebener Erde schraubt sich der Asphalt wieder in luftige Höhen. Die Straße ist sehr schlank, aber inzwischen einwandfrei und angstlos zu  befahren. Nach Überquerung des Thore-Passes (1.630 m) windet sich die Straße wieder hinunter auf ein Niveau von rund 950 Metern zum Tourismus-Magnet Theth. Malerisch eingebettet entlang des Shala-Flusses umgeben von mehreren Zweitausendern. So verträumt wie Vermosh ist Theth schon lange nicht mehr.

Im einem Lokal mit bestechenden Einblick ins Tal versammeln sich alle Nationalitäten um die albanische Küche zu genießen. Die Dauerbeschallung von der Fluss-Strandbar ist dabei ein gnadenloser Stimmungskiller.

Ein falscher Gipfel, eine Schelte und doch noch Glücksgefühle


9 Tag: Montag, 8. Juli 2024

Strecke: Vermosh – Maja e Grebenit (1.840 m) – Vermosh

Der Wanderreiseführer wirbt mit einer entspannten Tour auf den Maja e Grebenit, einen Gipfel im albanischen Grenzgebiet zu Montenegro. 

Der Weg ist wunderbar markiert, und führt steil bergauf durch den Wald. 3 Stunden Gehzeit verspricht eine Tafel beim Einstieg. Nach 2 Stunden ist die Waldgrenze erreicht und einen hochgewachsene fette Blumenwiese breitet sich aus. So hochgewachsen, dass sie auch alle Markierungen verschluckt. Der selbsternannte Pfadfinder wählt den steilen Weg. Nach weiteren eineinhalb Stunden Blut, Schweiß und Tränen wird der Gipfel erklommen. Der falsche, gegenüber jetzt einwandfrei zu erkennen klotzt der richtige!

Der Pfadfinder muss sich einiges anhören und hat alle Hände voll zu tun die Situation zu beruhigen. Etwas später am richtigen Gipfel überdecken die Glücksgefühle alle anderen Emotionen. Ein unbeschreibliches Rundherum-Berg-Panorama.

Beim Abstieg wird von dem überall wuchernden wilden Erdbeeren genascht und mit hunderten blutsaugenden Bremsen gekämpft. Zurück im Tal, dampfen die Körper und nur der Gedanke an ein gut gekühltes Erfrischungsgetränk hält die Moral aufrecht. 

Ein Dorf in den Alpen, Bunker und Ziege


8. Tag: Sonntag, 7. Juli 2024

Strecke: Plav (MNE) – Vermosh (AL)

Streckenlänge: 25 km (gesamt 1.547 km)

Am Plavsko jezero startet gerade ein Triathlon, die erste Disziplin ist das Schwimmen. Bevor die Rad-Etappe startet und die Straßen verstopft,  wird das Vierrad angeworfen. Diesmal bleibt es bei einer Kurzstrecke. Die albanische Grenze ist bald erreicht, der Andrang ist gleich Null.

Vermosh, das nördlichste Dorf Albaniens liegt auf 1.100 Metern im gleichnamigen Tal. Im Dorfkern endet die asphaltierte Straße und eine gut befahrene Piste führt zum Camping-Traum. Ein Stellplatz unter einem Schatten spendenden Apfelbaum. Diesmal erfrischt das erste Getränk bereits zur Mittagszeit.

Der nachmittägliche Spaziergang führt die Piste weiter das Tal entlang: eine Hängebrücke wackelt über ein ausgetrocknetes Flussbett, eine befahrbare Brücke ist in Bau, vereinzelte Häuser, keine Menschen. Vermosh im Ruhemodus. Auch die vier Enver-Hoxha-Bunker, die der einstige Diktator ab 1967, wie hunderttausend andere auch, aus Angst vor einer feindlichen Invasion bauen ließ, schlummern vor sich hin.

Am Ende des Weges sprudelt ein Fluss, raus aus den Schuhen, die Füße kühlen. An diesem Ruhepol sagen sich Schaf und Ziege Gute Nacht, letztere steht heute Abend am Speiseplan.