Eingezwickt, eine Höhlenstadt und Kochen ohne Strom


  1. Tag: Samstag, 08. Juli 2023

Strecke: Jerewan – Gyumri (AM) – Achalkalaki (GE) – Vardzia

Streckenlänge: 262 km (gesamt 5.600 km)

Heute zeigt Armenien ein anderes, sein karges Gesicht. Das westlich liegende Armenien hat ein lange Grenze mit der Türkei, nur die Grenzbalken bleiben auf Grund anhaltender Konflikte geschlossen. Armenien ist eingezwickt, im Osten liegt Aserbaidschan und ein Landeswechsel ist, wegen des anhaltenden Bergkarabachkonflikts, ebenfalls nicht möglich. Es gibt nur zwei Auswege, im Süden einen kurzen Grenzstreifen mit dem Iran und im Norden Georgien.
Diesmal funktioniert der Grenzübertritt wie Butter auf’s Brot schmieren. Kaum zurück in Georgien kommen die Berge zurück und mit den Bergen die Gewitter. Alles schwarz am Himmel, ein heftiger Wolkenbruch führt zu einer Fahrtunterbrechung und in der Umgebung zu einem Stromausfall. Das Mobilheim steht auf einer Anhöhe gegenüber der Höhlenstadt Vardzia. In einer Steilwand des Erusheti-Gebirges erstreckt sich über mehrere Ebenen ein komplexes Tunnelsystem. Das Unwetter verzieht sich, der Energieausfall bleibt. Das Abendessen aus der Küche kommt diesmal nicht von der Herdplatte, es wird auf offenem Feuer zubereitet.

Chic, Aznavour und ein Swaneysee


  1. Tag: Freitag, 07. Juli 2023

Strecke: Jerewan

Jerewan ist eine stolze, herausfordernde Hauptstadt. Jung, dynamisch, hip, ganz anders als das folkloristisch herausgeputze Tbilissi. Eine Bar reiht sich an die nächste, unlackierte Zehennägel gibt es nicht, alles sehr chic. In der Hauptstadt sind die Ladas von der Straße verschwunden, es kreisen hauptsächlich dicke Brummer durch die Boulevards.
Das Zentrum Jerewans ist kreisrund, im Durchmesser von Süd nach Nord verläuft die Hauptschlagader: Platz der Republik. Dem französisch-armenischen Charles-Aznavour ist ein Platz gewidmet. Vor der Oper liegt der Schwanensee und seit sich der Ami-Rapper Kayne West bei einem Gratiskonzert ins Wasser gestürzt hat wurde aus dem Schwan ein Swaney(see). Am Ende der Parade wartet das Cafesijan Kunstzentrum.
Natürlich hat auch Jerewan ein Riesenrad und unter der Erde eine Metro. Auch an den Rändern, oberhalb der Endstation, verliert Jerewan nicht seine Fasson. Selbst die Plattenbauten im armenischen Arbeiter-Marmor (Lego-Ziegel-Baustil) haben ihren Stolz. Auffallend ist die Gastlichkeit, auch wenn die Zungen andere Sprachen sprechen, an erster Stelle steht das Bemühen den Gast zufrieden zu stellen. Ein traditionelles Abendessen samt Chacha verabschiedet einen autofreien Tag.

Sonnenaufgang am Berg, ein Fahrtag und erste Eindrücke


  1. Tag: Donnerstag, 06. Juli 2023

Strecke: Gergeti – Tbilissi (GE) – Dilidschan (AM) – Sewan – Jerewan

Streckenlänge: 486 km (gesamt 5.338 km)

Die Sonne versteckt sich hinter massiven Bergketten. Einzelne Strahlen streifen bereits die Hochebene, nur der Kazbek zeigt sich bereits im besten Licht. Pferde grasen, die Wachhunde schlafen noch, das Kaffeewasser kocht und die Frühtemperaturen bewegen sich im einstelligen Bereich. Mit der Sonne kommt die Wärme aber auch die Zeit zum Aufbruch.
Aus luftigen Höhen zurück auf den Boden der Realitäten. Heute werden wieder einmal Grenzen verschoben, mit dem Ziel Armenien. Der Weg führt noch einmal quer durch das betriebsame Tbilissi. Mit dem Verlassen der Stadt wird das Umland flach, karg und unattraktiv bis zur Grenze. Was diesmal wie ein Spaziergang beginnt, verstrickt sich in einer weiteren endlosen Formulare-Warte-Schleife. Ein versuchter Versicherungsbetrug beim Abschluss der notwendigen Haftpflichtversicherung wird erfolgreich abgewehrt.
Mit dem Grenzübertritt ändert sich die Landschaft, kurvenreich geht es durch den Nationalpark Dilidschan über den Sewan-Pass zum Sewansee. Der Sewansee ist der größte See des Kaukasus und liegt auf 1.900 Metern sanft eingebettet zwischen grünen unbewachsenen Hügelketten. Leider geht dem Tag schon wieder das Licht aus. Geeignete Schlafplätze am See sind ausgebucht oder aufgelassen und die schwer abgerockte Kleinstadt Sewan ist auch keine Alternative. Kunstlicht begleitet die Fahrt nach Jerewan.
Die ersten armenischen Eindrücke: Der Lego-Stein-Baustil der einfachen Häuser, rundherum unzählige Fabriksruinen. An den Straßenrändern werden Fahrzeuge repariert, oder gegrillter Mais angeboten. Die öffentlichen Busse außerhalb von Jerewan stammen allesamt aus dem letzten Jahrhundert. Der unverwüstliche Lada steht noch immer hoch im Kurs.