Vom Belgradplatz nach Belgrad, das Ziel-Foto und eine Zusammenfassung


15. Tag: Freitag, 22. Dezember 2023

Strecke: Wien

Die wahre Herausforderung der Reise war die zehnstündige Bupsfahrt im vollgestopften verflixten Doppeldecker. Und der unwürdige Grenzübertritt von Serbien nach Ungarn dank despotischer, ungarischer „Grenzsoldaten“. Der „Eiserne Vorhang“ lebt!

Zusammenfassung:

Reisetage:

Länder: Österreich, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien

Kilometer: 1100 Wien, Belgradplatz – Belgrad 837 Kilometer

Vielen Dank für’s Lesen, Mitreisen, Anfeuern und Mitfiebern!

Alles Liebe

Mario

Rauer Charme, Hipster Kneipen und berechnende Tradition


14. Tag: Donnerstag, 21. Dezember 2023

Strecke: Belgrad

Der Morgen auf dem Kalemegdan-Hügel ist wie immer ein Hochgenuss. Die Sonne ist nach der gestrigen Verstimmung auf wieder am Start. Unter der Pobednik (Der Sieger) Säule vereinigen sich Save und Donau, dahinter breitet sich das eher schroffe Novi Belgrad aus.

Belgrad mag beim ersten Kontakt etwas grobschlächtig wirken, der weiche Kern will erarbeitet werden. Die Stadt befindet sich gerade im Umbruch: zahlreiche Baustellen, Stadtviertel verschwinden, neue entstehen. So entsteht, wo sich einmal das schmuddelige, dafür umso lebendigere Viertel Savamala stand, eine von Investoren ausgedachte „Belgrade Waterfront“. Auch der ehrwürdige Hauptbahnhof musste diesem Projekt weichen.

Auch im Zentrum führen die teils schäbigen Fassaden in die Irre, die Dichte an Hipster-Bars/Cafes ist auffällig. Der rauhe Charme der ersten Eindrücke täuscht, Belgrad verordnet sich zeitgeistigen Chic. Im Gegenzug bieten Souvenirläden T-Shits von Attentätern und Kriegsverbrechern zum Kauf an.

Nur in der Skadarlija wird noch, dem Tourismus wegen, die Tradition gepflegt. Viel gegrilltes Fleisch, abends mit Musikbegleitung von Tisch zu Tisch.

Auch beim Belgrader Busbahnhof ist alles beim Alten, große Brummer, ein ständiges Kommen und Abfahren. Um 21 Uhr ist es soweit, ein Doppeldecker, bringt Rad und Fahrer hoffentlich gut nach Hause.

Ein Teufelsritt, eine Zieleinfahrt und ein Ewiges Derby


13. Tag: Mittwoch, 20. Dezember 2023

Strecke: Stari Banovci – Zemun – Belgrad

Streckenlänge: 36 km (837 km)

Die erhoffte, ruhmreiche Spazierfahrt nach Belgrad fällt vorerst aus. Zuerst wird aus Eigenverschulden die Route verändert und endet im schlammigen Nirgends. Später sind es die immer wieder fehlenden Radwegweiser, bleiben nur die stark befahrenen Einfahrtsstraßen. Als Krönung erneut grenzwertige Zwischenfälle mit verhaltensauffälligen Hunden. Ein Teufesritt. Am Rande von Zemun ist von der ruhmreichen Zieleinfahrt wenig über, erst ab Zemun-Zentrum glätten sich die Wellen und ein Radweg neben der Donau führt gelassen nach Novi Belgrad zum Zusammenfluss von Save und Donau. Die Haus-/Vergnügungs-Boote am Fluss sind  allesamt eingewintert, im Wasser dazwischen schwimmen Tonnen von Müll. Am Save-Ufer gegenüber der Kalemegdan-Festung wird auf das Ziel angestoßen. Belgrad zeigt sich von seiner ruhigsten Seite, vereinzelte Flaneure genießen die Stille in der Großstadt. Rad und Fahrer posieren für das Zielfoto.

Mit der Überquerung der Brankov Most ist es vorbei mit der Ruhe. Belgrad pulsiert.

Der heutige Tag ist kein Tag wie jeder andere, heute steigt das Belgrader Derby zwischen Partizan und Roter Stern. Das „Ewige Derby“ gilt als hitzigstes Stadt-Derby Südosteuropas.

Vor dem Stadion herrscht gespannte Ruhe, keine Gegänge, keine Pöbeleien, kleine Grüppchen, eine Übermacht an Polizei. Die Ordnungshütern in voller Montur, mit Schildern, zu Pferd und zu Fuß. Im nicht überdachten Stadion von Partizan ist noch genügend Platz, nur im Gästesektor von Roter Stern wird es eng. Zum Spielanpfiff glänzen die Roten Sterne mit einer gut vorbereiteten Choreografie, die Partisanen belassen es bei schlichten Gesängen. In der ersten Spielhälfte ist von „hitzig“ noch keine Spur, es ist bitter kalt im Oval. Ein gegebener Elfmeter und das darauffolgende Tor für Partizan bringt einen kleinen Energieschub, der zur Pause wieder verpufft. Nach dem Wiederanpfiff sorgt der Roter-Stern-Sektor für Unterhaltung mit einer Feuer-Show. Da Stadion verschwindet im Pyro-Nebel. Spielunterbrechung. Die gegenseitigen Schmähungen in den Gesängen zielen bei unverständigen Ohren ins Leere und so ist nur an den Gesten zu erkennen, dass es sich nicht um Freundlichkeiten handelt. Auch am Spielfeld wird gestänkert, es fallen noch zwei Tore und Partizan gewinnt mit 2:1.

Eine nette Unterhaltung zum Tourabschluss und nach einer Stunde Heimweg ist auch der tiefgefrorene Körper wieder nahezu aufgetaut.