Unter Null, Verzögerung der Zeit und ein Zeltplatz an der Saale
2. Tag: Dienstag, 12. Dezember
Strecke: Budweis (CZ) – Pilzen – Chep – Plauen (D) – Gössitz
Hanka, Honza – danke, baba! Rauf auf die Bundesstraße, der Fuß am Gasregler – Einheits-Wohlfühlig-Geschwindigkeit auf allen Wegen – der Kopf im Himmel. Písek, Pilsen, kurz vor Karlsbad geht es über die Berge. Das Thermometer unterschreitet zum ersten Mal die Null-Grad-Marke und die ursprüngliche Vorfreude auf die kommende, erste Zeltnacht (Training für die Finnland-Rad-Reise im nächsten Jahr) schwindet. Unterdessen tönen die wunderbaren Reisebegleiter «Hirsch Fisch» noch immer aus dem Abspielgerät: «Steig ma unsam Hund aufn Schwaf, schreit der Hou Hou!» Jetzt wäre das depperte Navi eine große Hilfe, ist aber nicht. Die gedachte Ankunftszeit am Campingplatz von Gössitz an der Saale verschiebt sich immer weiter nach hinten, die verlorene Zeit bleibt auf nicht unromantischen Nebenstraßen liegen. Kurz vor Licht-Aus ist das Ziel dann doch erreicht, das Zelt aufgebaut, ein Erfrischungsgetränk in Arbeit. Die aufgereihten Wohnwägen sind alle unbewohnt und auch im offenen Gasthaus bin ich der einzige Gast. Aus dem Radio dröhnt eine bereits zart betrunkene «Oh du fröhliche …» Live-Gesangs-Übertragung von irgendeinem Weihnachtsmarkt. Gnade! Sperrstunde 18 Uhr. Was macht man zur frühen Stunde bis zum Schlafen gehen, ohne Licht, ohne Heizung, ohne Unterhaltung? Morgen bin ich gescheiter.