Krieg und Frieden, Vier durch Zwei und Schlafplatzmangel


3. Tag: Dienstag, 16. Juli

Strecke: Belfast – Carrickfergus – Larne – Ballygalley – Carnlough – Waterfoot

Streckenlänge: 83 km

Raus aus der Stadt! Stadtausfahrten haben meist etwas Verzwicktes, diesmal nicht ganz, deppensicher geht es immer der Nase nach bis zur Coast Road. Vorbei an katholischen und protestantischen Vierteln, meist ganz leicht voneinander zu unterscheiden, die protestantischen Häusern sind üppig beflaggt, es wehen der «Union Jack» und die «Red Hand Flag of Ulster». Ein Wandbild am Stadtrand beschreibt die immer noch vorherrschende Lage: «Prepared For Peace – Ready For War!»
Es muss sein was sein muss, rechtzeitig zum Tourstart beginnt es zu regnen. Nicht heftig, aber beständig. Auch das Rechts-Links-Ding ist noch immer nicht gegessen. Es wird nicht nur auf der «falschen» Seite gefahren, auch die Automobile irritieren, dort wo sich für gewöhnlich das Lenkrad dreht bleibt der Platz leer. Für Legastheniker eine harte Nuss!
Am Weg: Irgendwann wird die Vier-Spur-Straße zur Zwei-Spur-Straße, also eine Spur in jede Richtung, das macht es bei Straßen ohne Pannenstreifen nicht leichter! Carrickfergus hat ein Castle, Larne hat eine Küstenpromenade und Ballygalley hat ein Restaurant/Pub, weil im Supermarkt gibt es keine Erfrischungsgetränke für volljährige. Landschaftlich interessant wird es ab Larne – bei jedem Tritt den Atlantik im Blick! Auch das Wetter bewegt sich dezent in die richtige Richtung. Irgendwann wird es Zeit einen Schlafplatz zu suchen. Nur das Finden macht Probleme. Die meisten Wiesen sind entweder abfallend, eingezäunt oder schon belegt, entweder von Kühen, Schafen, Vorgärten oder Golfplätzen. Kurz vor Waterfoot findet sich doch noch ein Platzerl, gleich neben der Schafwiese. Vor dem Hausbau und der Koch-Session – es gibt Penne mit Paradeis-Sugo aus dem Packerl – steht noch ein Pub-Besuch auf der To-Do-Liste. Warten bis es dunkel wird …!

Wohlfühlfaktor unter Null, ein Bier hinter Gittern und Lenin verfolgt mich


26. Tag: Freitag, 13. Juli

Strecke: Wyborg – Sowjetski – Selenogorsk – Repino (Karte)

Streckenlänge: 123 km (gesamt 2.353 km)

Seit langer Zeit wieder einmal ein Stück Fleisch zwischen den Zähnen, ein Gedicht!
Heute noch einmal eine Langstrecke über 100 Kilometer, die letzte. Eine Nebenroute führt über Sowjetski und Selenogorsk Richtung St. Petersburg. Der Straßenbelag, von passabel bis kriminell. Das Verkehrsaufkommen, gemäßigt bis ausufernd. Die Disziplin der Mitbenutzer, sehr bescheiden. Ein erzwungener Ausritt in die Wiese ist unvermeidlich. In der Ortschaft Sowjetski scheint die Zeit vor 50 Jahren stehen geblieben zu sein: Ein Supermarkt, blasse Wohncontainer, Straßenverkäuferinnen mit Eiern und Gartenprodukten im Angebot, Kinder kehren den Platz vor einem Kriegerdenkmal, … Ein Wohlfühlfaktor unter Null. Die Bilder vom aufpolierten WM-Austragungsland und die Realität daneben wollen nicht zusammenpassen. In solchen Momenten zieht die Demut ein, über das Glück in Wien das Licht der Welt erblickt zu haben.
Nach einer langen Durststrecke wird die erstbeste Gelegenheit auf eine Erfrischung wahrgenommen, ein Resort im Nirgendwo. Verschlossene Türen. Läuten beim Kommen – Tor auf – sowie läuten beim Gehen um wieder rauszukommen. Ein teures Bier hinter Gittern!
Große Erschöpfung macht sich breit, es ist nicht nur der Körper der schwächelt, es ist vor allem der Kopf der hinterherhinkt das Erlebte zu verarbeiten. In Selenogorsk läuft mir wieder Genosse Lenin über den Weg, der Typ verfolgt mich, gestern, heute und vermutlich wird er mich auch morgen aufsuchen. Politische Diskussionen über Sozialismus und Co lassen wir aus, zu untrüglich ist die Realität. Ab Serowo führt ein Radweg direkt die Ostsee-Küste entlang und im Kurort Repino ist endgültig Schluss. Das Abendprogramm wird begleitet von Kinderanimation im Park, echt süß und das ist ausnahmsweise ehrlich gemeint. Morgen wartet St. Petersburg.

Eine richtige Stadt, ein großer Christbaum-Markt und ein versprochenes Fischer-Paradies


12. Tag: Freitag, 29. Juni

Strecke: Kuusamo – Hossa

Streckenlänge: 85 km (gesamt 915 km)

Kuusamo würde auch bei uns als Kleinstadt durchgehen: Ampeln, Kreisverkehr, Friseur, Shopping-Center, Fast Food Hütten, Autohaus. Trotzdem, schön ist anders. Beim Rückzug der deutschen Wehrmacht im Lapplandkrieg/2. Weltkrieg wurde Kuusamo niedergebrannt und bis 1952 wiederaufgebaut.
Eine Hauptverkehrsroute führt raus aus der Stadt, das Bärengehege lassen wir links liegen, wenn schon Bären dann ohne Zaun, und irgendwann tauchen wir ab in die Einsamkeit. Auf die Dauer wird auch die schönste Landschaft fad. Ein graues, elendslanges Rollband führt durch einen unendlichen Christbaum-Markt, unterbrochen von Sumpfwiesen, Seen (im Winter Eislaufplätze) und für die Kinder gibt es Rudolf das Rentier im Streichelzoo. Der Hossa Nationalpark in der Region Kainuu breitet sich rund um uns aus, ein Fischerparadies, verspricht der Reisebegleiter in Buchform. Morgen werden wir das verifizieren, oder auch nicht.

Ps: den ganzen Tag im Regen-Dress!

Keine Spazierfahrt, eine Grenze ins Nirgendwo und campen im Kirchgarten


10. Tag: Mittwoch, 27. Juni

Strecke: Savukoski – Lepistö – Salla

Streckenlänge: 89 km (gesamt 723 km)

Eine Spazierfahrt sollte es werden, mit abendlichen Ausschweifungen in Salla. Es kommt anders. Kurz nach Savukoski geht Konstis hinterem Reifen die Luft aus. Vorbei mit Rückenwind und Radler-Glück! Stattdessen eine längere Unterbrechung und ölige Finger. Der Anfangs-Elan ist beim Teufel. Eine trostlose Strecke ohne Jausenstation auf ganzen 89 Kilometern. Die Vorräte, sowohl fest als auch flüssig sind am Ende. Durchhalten! Die russische Grenze ist zum Greifen nah, keine Hinweisetafel für einen Länderwechsel, die angekündigte Grenzortschaft Lepistö die keine ist, einfach nix. Wir wollen rüber winken und werden von der finnischen Polizei ermahnt umzukehren. Wir bestehen zumindest darauf den Schlagbaum fürs Familien-Album abzufotografieren. Eine Absperrung, zwei Schilder, aus. Kein Hinweis darauf was hinter der Absperrung liegt.
In der Zwischenzeit hat der Wind auf Oppositions-Kurs geschwenkt, die bis dahin ordentliche Durchschnittsgeschwindigkeit purzelt in den roten Bereich. Erschöpft und glücklich rollen wir in Salla ein. In der Provinz Salla wohnen nur 5.000 Menschen, dafür 10.000 Rentiere. Gesehen haben wir keines davon. Am Ortseingang spielt ein Duo – Alleinunterhalter-Orgel plus Sänger – finnische Schlager, die Open-Air-Tribüne besetzt mit Frührentner_innen wippt im Takt. Die Sperrzeiten der Wintersportgemeinde sind sehr jugendfreundlich: Um 20 Uhr ist der Ofen aus! WM-TV abgesagt. Vor der bereits geschlossenen Pizzeria wird Supermarkt-Bier konsumiert und die Schlafstadt wird heute am gepflegten Rasen des Kirchgarten aufgebaut. Vergelt’s Gott, Amen!

Schlechter Start, Daumen hoch und Reindeer to touch


8. Tag: Montag, 25. Juni

Strecke: irgendwo am Vajunen-See – Sodankylä – Luosto

Streckenlänge: 85 km (gesamt 551 km)

Gleich vorweg, Frisch-Fisch war aus, also wieder Teigwaren aus dem Sackerl. Das Platzerl war trotzdem ein Traum.
Die zweite Woche beginnt nicht nach Wunsch. Immer noch unterwegs auf der E75 und der Verkehr wird auch nicht weniger, wer hat diese vielen Camper losgelassen? Zwischendurch immer wieder kleine Aufmunterungen. Der Blog bekommt schwedische Followers, dafür drücken wir für Schweden die WM-Daumen, so lautet der Deal. Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen, die Landschaft: Holz, Wasser, Asphalt. Sodankylä ein etwas größeres Dorf, ist bekannt für sein «Midnight Sun Film Festival» im Juni. Filme rund um die Uhr, weil es eh wurscht ist, is sowieso immer die gleiche Beleuchtung. Sonst ist nicht viel los und der Dorfjugend ist fad im Schädl, die glühen auf ihren Moperln deppert die Hauptstraße rauf und runter, «Wheelie» inklusive!
Nachricht an die Liebste/Mutter: «Der Konsti-Monsti hat eine rote Nase wie der Rudl das Rentier». Vermeintliche Antwort: «Hab dir extra Faktor 50 besorgt!»
Weiter die Hauptroute. Sogar schwere Motorradfahrer zollen uns – Daumen hoch! – immer wieder Respekt. Heute sind wieder jede Menge Rentiere unterwegs, auch mitten auf der Schnellstraße. Die Viecher werden immer zutraulicher, fast zum Angreifen. Irgendwann teilt sich das Asphaltband und führt uns auf einsamen Wegen bis in den kleinen Wintersportort Luosto. Da hat fast alles zu, aber im Hotel am zentralen Platz steppt  der Bär. Touristenbusse en masse und die angefütterten Rentiere faulenzen in großer Zahl am Hotelparkplatz. Die Touri-Hütten rundherum sind im Sommer unbewohnt, auf einer fetten Wiese davor parken wir unsere Zelte.

3.798 Kilometer in 39 Tagen durch acht Länder und ein großes Danke!


40. Tag: Samstag, 22. Juli

Zusammenfassung:

Start: Riga/Lettland
Ziel: Wien/Österreich
Entlang der Grenze des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ durch acht Länder: Lettland, Litauen, Russland, Polen, Deutschland, Tschechien, Slowakei, Österreich
3.798 Kilometer in 39 Tagen
25 Nächte im transportablen Einmannhaus
14 Nächte in gemachten Betten
1 Patschen (Platten)

Danke an:
Die Liebste
Lili, für die beste Rundumbetreuung
Brompton/Cooperative Rad (www.fahrrad.co.at)
Schwalbe Reifen (www.schwalbe.com)
Treksport (www.treksport.com)
Augustin (www.augustin.or.at)
… und vor allem an EUCH für’s Blog-lesen und mitfiebern – DANKE!
Alles Liebe
Mario

„Heimtrainer-Strecke“, ein „Patschen“ im Finish und auf ein „Ansa-Menü“ im Knusperhäuschen


39. Tag: Freitag, 21. Juli

Karte

Strecke: Bratislava (SK) – Wien/Wasserwiese (A)

Streckenlänge: 60 km

Zeitig verlasse ich mein „Botel“ in Bratislava. Die Ufo-Brücke und die Bratislava Burg zeichnen sich noch lange im Rücken ab. In Hainburg an der Donau noch ein Frühstück zur Stärkung für die „Heimtrainer-Strecke“ immer den Damm entlang bis nach Wien. Mit dem Zug fahren wäre ein gravierender Schönheitsfehler. Also zum x-ten Mal rauf auf die endlose Gerade. Fad ist ein Hilfsausdruck. Motivation stellt sich ein kurz vor Ort an der Donau ein, mein lieber Freund Dieter kündigt sich an. Treffpunkt, Lobau, Knusperhäuschen, eine meiner Herzstationen. Ab sofort tritt es sich leichter, bis rund 20 Kilometer vor Wien, auf einmal wirds unrund. Ein „Patschen“! Unglaublich, 3.800 Kilometer über die unmöglichsten Untergründe haben mich meine „Wunderreifen“ getragen und jetzt kurz vorm ultimativen Erfrischungsgetränk geht dem Vorderreifen die Luft aus. Der Übeltäter, ein messerscharfer spitzer Stein ist gleich gefunden, mein Reifen ist absolut schuldlos. Österreich, ein gefährliches Pflaster. 15 Minuten Pannenbeseitigung und 30 Minuten Restweg später, sitze ich mit Freund Dieter vereint unter einer stattlichen Kastanie bei einem „Ansa-Menü“: Pferd in Semmel plus Wieselburger (Bier). Großartig. Später im Schrebergarten wird mit den Eltern, Relli und Dieter die Reise nachbearbeitet. Schön. Danke!

Die March, der verschwundene Zielhafen und a bissi traurig


38. Tag: Donnerstag, 20. Juli

Karte

Strecke: Valtice – Břeclav (CZ) –Reintal (A) – Rabensburg – Hohenau (A) – Vysoká pri Morave (SK) – Devín – Bratislava

Streckenlänge: 106 km

Heute sag ich Tschechien Baba und nach einem kurzen Österreich-Gastspiel tauche ich ein in die Slowakei. Nach Hohenau wird die March (Morava) überquert. Die March ist sowohl Grenzfluss der Slowakei mit Tschechien als auch auf 91 Kilometer mit Österreich. Bei Devin kurz vor Bratislava mischt sie sich in die Donau und reist mit ihr ins Schwarze Meer. Die March ist fast den ganzen Tag meine Begleiterin. Aulandschaften, Felder, Wälder auf der ganzen Strecke. Ein Phänomen: Kaum glaubt man alles „in trockenen Tüchern“ zu haben, passiert ein Hoppala und ich lande in der Botanik. Ein See neben einer Industrieruine wird holprig umrundet bis wieder, wie aus dem Nichts, der Radweg auftaucht. Auf dem Ganzen Weg gibt es nur zwei grenzüberschreitende Verbindungsstraßen (abgesehen von einer kleinen Autofähre bei Angern, und einer Fahrradbrücke bei Schlosshof), eine in Hohenau, die nächste erst wieder in Bratislava. Am Zusammenfluss von March und Donau steht das „Tor zur Freiheit“ zum Gedenken an die 400 Menschen die in der Tschechoslowakei bei Fluchtversuchen ums Leben gekommen sind. In Devin, oben thront die Burgruine, unten suche ich vergeblich nach meinem Lieblingsort an der Donau. Das kleine schrullige Fisch- und Grill-Imbiss, direkt am Wasser nahe der Schiffanlegestation, ist verschwunden. Das wäre mein ideeller Zielhafen gewesen. Schwer enttäuscht trete ich die letzten Kilometer bis nach Bratislava. Hier schließt sich ein Kreis, mit heute ist die „Eiserne-Vorhang“-Strecke von St. Petersburg (RUS) bis nach Tsarevo (BG) vollständig abgeradelt. Das Bett für die letzte Nacht in der Fremde schaukelt in einem Schiff direkt auf der Donau und während des Blog-Schreibens schaue ich direkt auf die Bratislaver Ufo-Brücke. Trotz Freude auf zu Hause bin i a bissi traurig!

Meter machen, Felderwirtschaft und eine Stadt im Wein


37. Tag: Mittwoch, 19. Juli

Strecke: Šatov – Slup – Jaroslavice (CZ) – Laa an der Thaya (A) – Wildendürnbach – Mikulov (CZ) – Úvaly – Valtice

Karte

Streckenlänge: 82 km

Rundherum schläft alles – noch schnell eine Marille genascht –  aufs Rad. Heute wird eine Hitzeschlacht, darum heißt es: „Meter machen!“ Das Dumme an der zeitigen Abreise – kein Kaffee – den gibt es erst in Laa am sehr späten Vormittag. Nichts als Felder, obwohl, so eine auf Kilometer ausgebreitete gemischte Anbauwirtschaft – hat was. Bei der nächsten Pause verplaudere ich mich, ein Radler_innen-Paar auf dem Weg von Prag nach Wien will genauso wenig wie ich den Schattenplatz verlassen. Das tschechische Mikulov kündigt sich schon aus der Ferne an und verschwindet immer wieder hinter dem nächsten Hügel. Die Strecke Mikulov – Sedlec, ein Radweg neben der Bahn, ist zu einem Eisernen-Vorhang-Lehrpfad ausgebaut, viele Infotafeln und ein Mahnmal zur Erinnerung an die Fluchtopfer. Das Grenzmuseum am Übergang zu Schrattenberg unterstreicht das gemeinschaftlich Grenzübergreifende. Kurz darauf, am Weinberg hoch über Valtice, glaubt man sich schon in Wien, eine Kolonnade erinnert täuschend ähnlich an die Schönbrunner Gloriette. Valtice lebt im und vom Wein und heute gibt es wieder einmal ein gemachtes Bett. Meine letzte Nacht in Tschechien, die letzten Kronen gehören unter das Volk, so gibt es heute (hoffentlich) ein kulinarisches Fest samt den ortsüblichen Erfrischungsgetränken – „Na zdraví

Der Gasmann klingelt, am Rio Pecos und zwischen Marillen und Wein


36. Tag: Dienstag, 18. Juli

Strecke: Bítov – Vranov nad Dyjí – Leśna – Čížov – Lukov – Šatov

Karte

Streckenlänge: 45 km

Der Tag beginnt überraschend, der Gasmann klingelt, wo ich denn sei? Neue Leitungen und so … Eine Telefonkonferenz zur Eierspeis. Mutter macht’s. Danke!
Heute steht eine Schifffahrt am Anfang, von Bítov die Thaya entlang bis zum Stausee bei Vranov nad Dyjí. Viele Windungen, ich fühle mich wie Winnetou, der über den Rio Pecos schaukelt, an den Ufern stehen Kanus. Die Phantasie geht mit mir durch. „Ahoi!“ Die Tschech_innen winken gerne, jedem vorbeitreibenden Ruderboot, jedem Ausflugsschiff, jedem Küstenbewohner. „Ahoi!“ Nach unzähligen Kehren erreichen wir das Ufer von Vranov. Wieder auf’s Rad, das Service hat sich ausgezahlt, die beängstigenden Geräusche sind weg. Vorbei an Fischer- und Ferienhäuser windet sich der Weg hinauf nach Leśna und weiter nach Čížov. Bei Čížov steht noch ein letztes Stück „Vorhang“ – Panzersperren, Stacheldrahtzaun, Beobachtungsturm. Auf der anderen, österreichischen Seite, im finsteren Tal verborgen liegt Hardegg. Es geht durch den Nationalpark Thayatal, ein Stück Natur-Paradies, der Fluss weiß sich die meiste Zeit gut in der Tiefe zu verstecken. Rauf und runter auf erdigen Wegen, die Disziplin „Schieben“ ist teilweise unvermeidlich. Übern Berg wächst der Wein, eine Nicht-Verkostung wäre ein Fauxpas. Ein erfrischendes Bad in der Thaya kühlt den Körper wieder auf Betriebstemperatur. In Šatov weitere „Vorhang“-Reste. Eigentlich wollte ich weiter nach Znojmo, aber der Šatover-Campingplatz ist so verführerisch, das Haus steht eingebettet zwischen Marillenbäumen und Wein – wer will da schon weiter?!