Heimreisetag, der Lauf der Flüsse und das letzte Abendmahl


19. Tag: Donnerstag, 18. Juli 2024

Strecke: Vrhpolje – Osecina – Šabac – Sremska Mitrovica – Donau/Autofähre – Odžaci – Apatin

Streckenlänge: 276 km (gesamt 3.374 km)

Früh morgens, die Drina liegt noch unter einer dichten Wasserdampfschicht begraben, jetzt beginnt die Heimreise. Immer den Flüssen, ihren Lauf entsprechend, entlang. Die Drina landet in der Save und diese im Schdrom.

In Sremska Mitrovica an der Save wird um die Mittagszeit ausgiebig gefrühstückt, etwas später mit einem schwer bedenklichen Kahn der Schdrom überquert und in Apatin, ebenfalls an der Donau, wird der Schlüssel aus der Zündung gezogen.

Einmal eintauchen in die Königin der Flüsse … Auch beim letzten Abendmahl wird der Schdrom nicht aus den Augen gelassen. Die Sonne verschwindet und ein letztes Flascherl wird geköpft.

Schlafende Geier, geblasenes Blech und zurück an der Drina


18. Tag: Mittwoch, 17. Juli 2024

Strecke: Vidikovac Molitva – Ivanjica – Guča – Užice – Vrhpolje

Streckenlänge: 283 km (gesamt 3.098 km)

Der Guten-Morgen-Kaffee wird auf einer Aussichtsplattform zubereitet. Keine Anzeichen menschlichen Lebens, nur leider schlafen sich auch die Gänsegeier aus.

Eine an Windungen und Ausblicken nicht geizende Landstraße führt in die Hauptstadt des geblasenen Blechs. Guča sonnt sich in der Ruhe vor dem Sturm, nichts bewegt sich, nicht einmal ein Lüfterl. Die kleine Ortschaft ist das Woodstock der Trompete. Anfang August wird wie jedes Jahr seit den frühen Sechzigerjahren, das Kaff von Besucher:innen überrollt und drei Tage/Nächte durchgeblasen, durchgefeiert und durchgesoffen.

Ab Guča verliert die Gegend ihren Reiz, dass ändert sich erst ab dem Zeitpunkt wo die Drina sich ins Geschehen mischt. Die innige Umarmung beim Wiedersehen ist sehr erfrischend.

Ein bereits bekanntes Wirtshaus am Fluss befüllt die Körper fest und flüssig, die Betten stehen gleich vor der Tür. 

Eine Wasserschlange, Gänsegeier und eine unbeschreibliche Liveübertragung


17. Tag: Dienstag, 16. Juli 2024

Strecke: Raška – Novi Pazar – Sjenica – Vidikovac Molitva

Streckenlänge: 136 km (gesamt 2.815 km)

Früh am Morgen stehen die Bäuche noch immer wie ein Einser. Für die Morgen-Toilette wird die nahegelegene Stadt Novi Pazar auserkoren. Kaffee und Tschick, der Rest würde zu weit führen …

Ein letzter Höhepunkt versucht die Heimreise vergessen zu machen. Nahe Sjenica öffnen sich die Pforten in die Uvac-Traumwelt. Ein sich windender Stausee, eingezwickt zwischen steil aufragenden Felswänden. Aussichtspunkte auf beiden Seiten des Uvac eröffnen Panoramen die kein Fotoapparat festhalten kann. Unten windet sich die Wasserschlange, oben kreisen die Gänsegeier. Bilder und Wörter können dieses Spektakel nicht ansatzweise beschreiben, darum endet ein verzweifelter Versuch einer schriftlichen Reproduktion genau hier.

Ein seit einigen Jahren eröffnetes, sanft in die Landschaft eingebettetes Lokal,  serviert klassische Gerichte und Erfrischungsgetränke vor einem rund um die Uhr Natur-Pur-Live-Spektakel. 

Die Betten werden auf rund 1.100 Meter gemacht, ein zarter Wind zieht durch die geöffneten Fenster des Vierrades, davor stehen zwei Klappsessel und eine Flasche Rotwein, so viel Glück ist kaum zu fassen …

Auf Stippvisite in Skopje, schwerer Asphalt und ein verschwundener Schlafplatz


16. Tag: Montag, 15. Juli 2024

Strecke: Matka – Skopje – Kumanovo (NMK) – Doljevac (SRB) – Blace – Brus – Kopaonik National Park – Raška

Streckenlänge: 385 km (gesamt 2.679 km)

Rechtliche Unstimmigkeiten sorgten für einen finalfreien Abend. Der Spielstand drang trotzdem durch, der ist rechtlich einwandfrei!

Bevor ordentlich Kilometer gefressen werden,  noch auf eine Stippvisite in die bizarrste Balkan-Hauptstadt. Unter der Festung Skopje führen verwinkelte Gassen durch den alten Bazar runter zum Vardar Fluss. Am ehemaligen Marschall-Tito-Platz, dem heutigen Makedonija Platz ragt ein übergroßer Alexander der Große hoch zu Ross in den Himmel. Rund herum im modernen Stadtzentrum drängen sich Phantasie-Paläste und tummeln sich allerhand unbewegliche Figuren: Helden, Dichter, Krieger, Amazonen, Löwen – Artisten, Tiere, Attraktionen!

Nach verlassen der Zirkusstadt führt schwerer Asphalt Richtung Serbien. Kurz vor Niš wird der grobe Asphalt wieder gegen Landstraßen eingetauscht. Hügelig geht es in den Kopaonik National Park an der Grenze zum Kosovo. Nach bezaubernden Einblicken ins Land verstört ein oben draufgesetztes Ski-Resort, ein serbisches St. Anton. Der angepeilte, versprochene Campingplatz etwas unterhalb des Winter-Zirkus hat sich in Luft aufgelöst. Eine Piste führt ins Nichts.

Der Parkplatz eines traditionellen Wirtshauses wird zur Übernachtungsstation. Die vorher verschlungene „Schlachtplatte“ sorgt für ordentliches Magenzwicken, dagegen kann auch der reichlich konsumierte „Slivo“ nichts ausrichten.

Rauer Charme, Hipster Kneipen und berechnende Tradition


14. Tag: Donnerstag, 21. Dezember 2023

Strecke: Belgrad

Der Morgen auf dem Kalemegdan-Hügel ist wie immer ein Hochgenuss. Die Sonne ist nach der gestrigen Verstimmung auf wieder am Start. Unter der Pobednik (Der Sieger) Säule vereinigen sich Save und Donau, dahinter breitet sich das eher schroffe Novi Belgrad aus.

Belgrad mag beim ersten Kontakt etwas grobschlächtig wirken, der weiche Kern will erarbeitet werden. Die Stadt befindet sich gerade im Umbruch: zahlreiche Baustellen, Stadtviertel verschwinden, neue entstehen. So entsteht, wo sich einmal das schmuddelige, dafür umso lebendigere Viertel Savamala stand, eine von Investoren ausgedachte „Belgrade Waterfront“. Auch der ehrwürdige Hauptbahnhof musste diesem Projekt weichen.

Auch im Zentrum führen die teils schäbigen Fassaden in die Irre, die Dichte an Hipster-Bars/Cafes ist auffällig. Der rauhe Charme der ersten Eindrücke täuscht, Belgrad verordnet sich zeitgeistigen Chic. Im Gegenzug bieten Souvenirläden T-Shits von Attentätern und Kriegsverbrechern zum Kauf an.

Nur in der Skadarlija wird noch, dem Tourismus wegen, die Tradition gepflegt. Viel gegrilltes Fleisch, abends mit Musikbegleitung von Tisch zu Tisch.

Auch beim Belgrader Busbahnhof ist alles beim Alten, große Brummer, ein ständiges Kommen und Abfahren. Um 21 Uhr ist es soweit, ein Doppeldecker, bringt Rad und Fahrer hoffentlich gut nach Hause.

Ein Teufelsritt, eine Zieleinfahrt und ein Ewiges Derby


13. Tag: Mittwoch, 20. Dezember 2023

Strecke: Stari Banovci – Zemun – Belgrad

Streckenlänge: 36 km (837 km)

Die erhoffte, ruhmreiche Spazierfahrt nach Belgrad fällt vorerst aus. Zuerst wird aus Eigenverschulden die Route verändert und endet im schlammigen Nirgends. Später sind es die immer wieder fehlenden Radwegweiser, bleiben nur die stark befahrenen Einfahrtsstraßen. Als Krönung erneut grenzwertige Zwischenfälle mit verhaltensauffälligen Hunden. Ein Teufesritt. Am Rande von Zemun ist von der ruhmreichen Zieleinfahrt wenig über, erst ab Zemun-Zentrum glätten sich die Wellen und ein Radweg neben der Donau führt gelassen nach Novi Belgrad zum Zusammenfluss von Save und Donau. Die Haus-/Vergnügungs-Boote am Fluss sind  allesamt eingewintert, im Wasser dazwischen schwimmen Tonnen von Müll. Am Save-Ufer gegenüber der Kalemegdan-Festung wird auf das Ziel angestoßen. Belgrad zeigt sich von seiner ruhigsten Seite, vereinzelte Flaneure genießen die Stille in der Großstadt. Rad und Fahrer posieren für das Zielfoto.

Mit der Überquerung der Brankov Most ist es vorbei mit der Ruhe. Belgrad pulsiert.

Der heutige Tag ist kein Tag wie jeder andere, heute steigt das Belgrader Derby zwischen Partizan und Roter Stern. Das „Ewige Derby“ gilt als hitzigstes Stadt-Derby Südosteuropas.

Vor dem Stadion herrscht gespannte Ruhe, keine Gegänge, keine Pöbeleien, kleine Grüppchen, eine Übermacht an Polizei. Die Ordnungshütern in voller Montur, mit Schildern, zu Pferd und zu Fuß. Im nicht überdachten Stadion von Partizan ist noch genügend Platz, nur im Gästesektor von Roter Stern wird es eng. Zum Spielanpfiff glänzen die Roten Sterne mit einer gut vorbereiteten Choreografie, die Partisanen belassen es bei schlichten Gesängen. In der ersten Spielhälfte ist von „hitzig“ noch keine Spur, es ist bitter kalt im Oval. Ein gegebener Elfmeter und das darauffolgende Tor für Partizan bringt einen kleinen Energieschub, der zur Pause wieder verpufft. Nach dem Wiederanpfiff sorgt der Roter-Stern-Sektor für Unterhaltung mit einer Feuer-Show. Da Stadion verschwindet im Pyro-Nebel. Spielunterbrechung. Die gegenseitigen Schmähungen in den Gesängen zielen bei unverständigen Ohren ins Leere und so ist nur an den Gesten zu erkennen, dass es sich nicht um Freundlichkeiten handelt. Auch am Spielfeld wird gestänkert, es fallen noch zwei Tore und Partizan gewinnt mit 2:1.

Eine nette Unterhaltung zum Tourabschluss und nach einer Stunde Heimweg ist auch der tiefgefrorene Körper wieder nahezu aufgetaut.

Schweißtreibende Gebirge, lästige Hunde und köstliche Sarma



12. Tag: Dienstag, 19. Dezember 2023

Strecke: Novi Sad – Sremski Karlovci – Stari Slankamen – Stari Banovci

Streckenlänge: 74 km (801 km)

Die vorletzte Etappe beginnt schweißtreibend, die Ausläufer der Fruška Gora, kleines Mittelgebirge in der Vojvodina, schrauben die Bundesstraße steil nach oben. Immer noch eine Kehre und die nächste. Am Zenit wird die Hauptroute durch eine Nebenroute ersetzt. Diesmal ist es nicht der Verkehr der nervt, diesmal sind es lästige Hunde, die das Zweirad hetzen. Drei Verfolgungsjagden, drei Mal abgehängt, aber stressfrei geht anders.
Wieder unten am Fluss wird einer weiteren Herzstation ein Besuch abgestattet. Stari Slankamen ist ein verschlafenes Nest am Wasser. Eine steile Straße mit vielen Windungen führt runter zur Donau. Es gibt zwei Wirtshäuser und am gegenüberliegenden Ufer mündet die Theiß. Keine weiteren Aufregungen, in der Gaststätte sitzen, den Blick auf den Schdrom genießen und die Gedanken plätschern lassen. Nur für zu viel Plätschern ist zu wenig Zeit vorhanden. 
Wieder zurück auf die Route die an das Marchfeld erinnert, endlose Geraden und Ackerland nach allen Richtungen.
Abseits der Reise hat Serbien am Sonntag ein neues Parlament gewählt. Die SNS, die Partei des Präsidenten Aleksandar Vucic hat erneut die Wal für sich entschieden, das Oppositionsbündnis wittert Wahlbetrug und demonstriert.
Das gemachte Bett steht diesmal in Stari Banovci, einer Vorstadtsiedlung mit Wasserzugang. Reizvoll wäre schwer übertrieben, dafür springen die „Sarma“-Krautrouladen ein und retten den Abend.

Ein letzter Seitenwechsel, eine Höllenfahrt und geliebte Kraftausdrücke



11. Tag: Montag, 18. Dezember 2023

Strecke: Ilok – Neštin – Beočin – Novi Sad

Streckenlänge: 49 km (727 km)

Ein letztes Mal vor dem Zieleinlauf wartet ein Länderwechsel: Kroatien entschwindet im Rücken, Serbien im Blick. Die serbischen Grenzbeamten lassen die strengen Blick stecken, drehen die Daumen hoch und feuern an für die nächsten Kilometer. Mit dem Grenzübertritt werden die Menschen zugänglicher, dafür die Straßen ruppiger. 
Die Wahl fällt auf das rechte Donauufer für den Weg nach Novi Sad. Ein Schwanenpaar sorgt mit seinem Flügelschlag für ordentlichen Wirbel in der stillen Landschaft. Einige schweißtreibende Hügel müssen genommen werden bevor eine Labestation am Schdrom mit einem Erfrischungsgetränk belohnt.
Ab Beočin ist es vorbei mit der Idylle, die Stadt ist bekannt für ihre Zementindustrie. Auf der schmalen, in beiden Richtungen einspurig stark befahrenen Straße ist kein Platz mehr für ein Zweirad. Das so gut wie nicht vorhandene Straßenbankett ist ein einziger Schlammstreifen. In kürzester Zeit ist zwischen Reifen und Kotschützer kein Platz mehr und die Räder stehen still. An der „Ersten-Hilfe-für-das-Faltrad“ führt kein Weg vorbei. Die Weiterfahrt wird kriminell … In der Ferne erscheint die erste Donaubrücke im Sichtfenster und gibt Hoffnug auf Erlösung.
Auf der Donau-Promenade von Novi Sad wird das Rad ein weiters Mal verarztet.
Novi Sad ist die zweitgrößte Stadt Serbiens und Hauptstadt der Vojvodina. Der Blick wird der Festung Petrovaradin am rechten Donauufer vereinnahmt. Während des Kosovokrieges 1999 wurden bei NATO Luftangriffen alle Donaubrücken zerstört.
Eine Altstadtrunde endet am Markt, die Stände sind bereits abgeräumt, aber das Markt-Beisl hat noch offen. In der kleinen Räumlichkeit wird der Standler-Alltag wortreich nachbesprochenen. Der beliebteste Kraftausdruck – „bitschka Madre“ – ist im allgemeinen Sprachschatz fix verankert und schmückt gefühlt jeden dritten Satz. 
Das Tageslicht ist inzwischen ausgegangen und die Weiterführung der Stadterkundung verliert sich im Tschocherl.

Wasserstopp, neue Zäune und ein gepflegtes Fischgulasch



7. Tag: Donnerstag, 14. Dezember 2023

Strecke: Baja – Hercegszántó (HU) – Bački Breg (SRB) – Bezdan

Streckenlänge: 45 km (549 km)

Den Wolken ist das Wasser ausgegangen, es wird wieder „bromptonisiert“! Die Mitfahrgelegenheiten der vergangenen Tage haben einen bequemen Polster erwirtschaftet. Die Wetter-Kapriolen, so versprechen es die Vorhersagen, sollen vorbeigezogen sein und die Entfernung zum Ziel lässt sich ab sofort in bequeme Etappen aufteilen. Die Tageslichtstunden sind knapp bemessen: Rechtzeitige Abfahrtzeiten wollen eingehalten werden, Pausen, die Suche nach einem geeigneten Bett eingerechnet und kleine Stadtflanerien müssen auch noch in den Tageslichtrahmen passen. Also auch Kurzstrecken füllen ein ganzes Tagespensum locker aus.
Eine einzige Straße führt vom Start bis zur heutigen Endstation. Zwischen Hercegszántó und Bački Breg wird wieder einmal der ehemalige „Eiserne Vorhang“ überwunden. Das skurrile an dieser Interaktion, der „spaßbefreite Viktor“ ließ einen neuen undurchdringlichen Vorhang, mit neuen Spielregeln errichten. Alle Menschen dürfen ausreisen, aber nicht jede/r darf einreisen. Die Flüchtlingskrise 2015 veranlasste die ungarische Regierung unter Viktor Orbán zum Bau eines neuen Grenzzauns zu seinen Nachbarn Serbien und Kroatien. Die Hoffnung das alle Mauern und Zäune in den Geschichtsbüchern verschwinden war eine Illusion. Im Gegenteil das Model-Orbán macht Schule.
In die richtige Richtung und mit dem richtigen Pass ist der Grenzübertritt nicht der Rede wert. Niemand will rein, niemand will raus. Das „Mini-Rad“ sorgt für ein schmunzelndes Kopfschütteln und wird anstandslos durchgewunken.
Die letzten Kilometer nach Bezdan, eine der ältesten Ansiedlungen der Vojvodina, sind ein gefühltes Heimspiel. In der „Čarda Pikec“, einer Herzstation direkt am Schdrom, am gegenüberliegenden Ufer liegt das kroatische Batina, wird zuerst einmal ein Fass aufgemacht. Leider ist kein Bett bezugsfertig. Wenige Kilometer entgegen der Fahrtrichtung findet sich die ersehnte Herberge. Der Rest des Nachmittags/Abends wird von den gewohnten Gepflogenheiten eingenommen: Das Zweirad wird gepflegt und für das leibliche Wohl sorgt ein gepflegtes Fischgulasch aus dem Kessel.

Ps: Für alle übriggebliebenen Raucher_innen ist Serbien ein letztes Paradies. Es darf gequalmt werden: innen, außen und in allen Lebenslagen.

Routenplanung, Flussfunktionen und ein Besuch im Nirvana


  1. Tag: Mittwoch, 19. Juli 2023

Strecke: Vrhpolje – Mali Zvornik (SRB) – Tuzla (BiH) – Doboj – Banja Luka

Streckenlänge: 362 km (gesamt 9.355 km)

Bis zur bosnischen Grenze bei Mali Zvornik bleibt die Drina eine treue Wegbegleiterin. Nach einer weiteren Überquerung trennen sich die Wege.
Eine Stadtflanerie durch die hügelige Kantonhauptstadt Tuzla bringt den Bewegungsapparat wieder in Schwung. Tuzla erlangte während des Bosnienkrieges traurige Berühmtheit über die heimischen Nachrichten. Ihr einstiger Glanz blitzt immer wieder zart auf, doch auch die Verletzungen lassen sich nicht verbergen.
Ab sofort bestimmen Schlafplätze die Heimreiseroute. Die einzige Anforderung ist ein Flusszugang. Seit einigen Tagen haben Flüsse neben der Erfrischungs- auch die Hygienefunktion übernommen. Der Weg führt ins Nirvana, so auch der Name eines vielversprechend klingenden Campingplatzes. Dragan der Betreiber hat sich seine eigene kleine Welt im Nirgendwo am Fluss Bosna gezimmert. Sehr kreativ, aber letztendlich doch zu einschichtig. Ohne vorheriger Konsumation eines Erfrischungsgetränks und einem abschließenden Kaffee gibt es bei Dragan kein Entkommen, Gastfreundschaft in Großbuchstaben. Die nächste sich bietende Schlaf- und Reinigungsstation liegt am Stadtrand von Banja Luka an der Vrbas. Das Haus steht rechtzeitig vor den hereinbrechenden Sturmböen, nur das Donnerwetter wartet noch bis in die Nachtstunden.