Josip Broz forever, eine Sackgasse und sprechen mit den Tieren


7. Tag: Mittwoch, 19. Dezember

Strecke: Srpski Itebej – Hetin (Sackgasse) – Banatsko Karađorđevo – Nova Crnja – Kikinda

Streckenlänge: 56 Kilometer

Ein kurzer Abstecker ins lokale Wirtshaus musste dann doch noch sein. Und natürlich hab ich auch einen neuen Freund gefunden. Aleksandar, hat 35 Jahre in Dortmund gearbeitet und ist im Ruhestand wieder nach Srpski Itebej zurückgekommen. «Ich lebe hier wie ein Fürst», gibt er sich sichtlich zufrieden. Seine Frau schaut «Kochsendungen» und derweilen vertreibt er sich die Zeit in der Gastwirtschaft. Er hat einen fixen Platz und so sitzen wir am selben Tisch. Das Lokal ist schlicht eingerichtet und der gute Josip Broz Tito hat noch immer seien Platz in einem Rahmen hinter der Theke. Es wurde angeregt geplaudert, doch diesmal verabschiedete ich mich zur rechten Zeit!
Die ersten Kilometer durch die weißgraue Nebel-Suppe sind jeden Tag aufs Neue eine Überwindung. Eine anfangs noch zweispurige Straße verengt sich zu einer einspurigen Piste, die Abzweigung Richtung Kikinda ist nicht geräumt, ein befahren ist unmöglich und in Hetin ist Serbien am Ende. Sackgasse! Glück im Unglück, das einzige entgegenkommende Auto bringt mich zurück zum Start. Neue Route. Auf schlechten Straßenbelegen kämpfe ich mich Richtung Kikinda, die Grundfarbe ist Weiß, die Stimmung ist vernebelt. Zur Ablenkung mach ich auf Franz von Assisi und unterhalte mich mit den mich umgebenden «Viechern», den lebendigen (Fasane und sonstiges Geflügel) und den toten am Straßenrand (Hasen, Hunde, …). Irgendwann taucht aus dem Nebel die Ortstafel von Kikinda auf. Herausfordernder als das Rollen auf zwei Rädern, ist das Gehen auf zwei Füßen in der Kleinstadt. Spiegelglatte Eisplatten machen die Fortbewegung zur Balanceakt. Noch einmal «Pljeskavica» mit viel Zwiebel und «Laku noć»!

Noch einen «Loza», Eiszapfen im Bart und ein Bett im «Garnichts»


6. Tag: Dienstag, 18. Dezember

Strecke: Vršac – Sutjeska – Krajišnik – Torak – Srpski Itebej

Streckenlänge: 98 Kilometer

Ich wurde eingeladen, ich habe zurück eingeladen, …, einen nehmen wir noch, noch einen «Loza» (Traubenschnaps)! Es wurden Freundschaften geschlossen, es wurde die Geschichte bearbeitet, es wurden Grenzen niedergerissen, es wurden Welten gerettet, …, glaub ich halt?!
Für die ersten Kilometer des heutigen Tages nehme ich den Bus, ab Sutjeska wird wieder bromptonisiert. Das Thermometer zeigt «Minus 7 Grad». Im Bart gefrieren die Tröpfchen und Eiszapfen wachsen am unteren Ende. Die umgebende Landschaft ist hochgradig unspannend, die Schneedecke macht alles gleich! In jedem Dorf wird eine Pause eingelegt um Wärmeeinheiten aufzuladen. In Krajišnik geht der Kaffee kopfschüttelnd auf’s Haus! Holprige, dafür trockene Straßenbeläge führen durch die «Weiße Wüste». Ich denke, beneide gerade meinen «Buam» den «Konsti-Monsti», der tourt gerade, schlau wie er ist, nicht durch Serbien, sondern in Kolumbien (Blog unter: https://konstisadventures.business.blog). Gute Wahl!
Endlich  dort angekommen, dort wo sicherlich niemand hin will, inmitten im Garnichts, aber der «Iron-Curtain-Trail» (Eiserner-Vorhang-Radweg/Eurovelo 13) will es so. Beim letzten Tageslicht will noch schnell das Rad gepflegt werden und ansonsten mach ich heute einen großräumigen Bogen um die «erdigen» Gaststätten!

Eine Kurzstrecke, ein weißes Meer und zwei Welten


5. Tag: Montag, 17. Dezember

Strecke: Bela Crkva – Vršac

Streckenlänge: 45 Kilometer

Heute ist eine Kurzstrecke vorgesehen. Die Problemstellung im Vergleich zu den letzten Tagen ist eine andere. Kein Neuschnee in Sicht, dafür ist es rutschig wie nur und nebenbei eisig kalt. Die Nebenstraßen verkommen zur Rutschpartie, einzig die gut aufgeräumte Hauptstraße Richtung Vršac ist befahrbar. Ein grauer Beistrich mitten in einem Meer aus Weiß. Gefühlt immer gerade aus, die einzige Ablenkung ein paar mickrige Dörfer. Die Häuser-Ansammlungen wirken bei dieser Wetterlage noch trostloser als zu gemäßigteren Jahreszeiten. Die Aussicht ist gleich Null, Nebel verdeckt die umliegende Weite. Heute helfen auch die Plastik-Sackerl in den Schuhen nix, die trockene Kälte kriecht bis unter die Haut. Die Weinstadt Vršac wird zur Tagesmitte erreicht. Erster Lichtblick der Mittagstisch im erdigen «Restoran FK». Sarma (Kohlrouladen) vom Feinsten. «Reine Männersache», im spärlich beleuchteten Inneren spielen Männer-Runden Karten und erfrischen sich an hochprozentigen Erfrischungsgetränken. Einzig die Bedienung ist weiblich.
Die Schneeräumung in der Stadt ist mehr als dürftig ausgefallen, der Weg zum Busbahnhof morgen wird aufgrund der zu erwartenden Minusgrade zum Hürdenlauf, die Strecke wird gesplittet. Der Blog entsteht heute in der rauen Männerwelt des Wirtshaus FK.
Und zur Krönung des heutigen Abends mach ich einen auf «Feinspitz», das Dinner nehme ich im «Ethno Restaurant Dinar». Sehr rustikal, Holzverstrebungen, orthodoxe Gesichter blicken von den Wänden, Holzfässer und Weinkultur rundherum, passendes Tisch-Gedeck, schwarze Hosen, weiße Hemden, … Es wird ein geiles Tröpferl serviert, «Beli Burgundac», ein wunderbares Schweinderl vom Grill und ein wunderbarer Schopska Salat, alles traumhaft! ABER, den Absacker nehm ich doch lieber in der «Männerwirtschaft FK», wo der Bodensatz zu Hause ist – jede/r dort wo er/sie hingehört – ich hab mich entschieden! Zum Schluss, ein Detail am Rande: Die Karten-Runde ist immer noch vor Ort …

Ein Hoch auf das Plastiksackerl, fahren wie der Hirscher und ein Wintermärchen


4. Tag: Sonntag, 16. Dezember

Strecke: Liubcova – Moldova Veche – Măcești (RU) – Bela Crkva (SRB)

Streckenlänge: 67 Kilometer

Der Schneefall macht keine Pause, alles rundherum ist weiß! Mit dem Rad wird die heutige Etappe zur Gänze nicht zu bewältigen sein, aber Tritt für Tritt und situationsbedingt entscheiden. Es kommt anders, nach der gestrigen «Winter-Tragödie» läuft heute alles wie am Schnürchen! Zur Vorbereitung: obwohl es gerade nicht en vogue ist, weil sehr böse, trotzdem: «ein Hoch auf das Plastiksackerl»! Sind mir gestern noch die Füße vor Nässe und Kälte fast abgefroren, kommt heute ein «Sackerl» über die Socken und siehe da – perfekt! Die Ausfahrt beginnt auf einer reinen Schneefahrbahn, weshalb gilt: «Carven wie der Hirscher», immer in der Spur bleiben, weil sonst ist man schnell im Out! Schneepflüge bringen Ordnung in das Chaos. Schnurgerade geht es, durch verschneite Landschaften, herzseitig immer den «Schdrom» entlang. Keine Menschen, kein Trubel, kein Verkehr, nur der «Schdrom» und Landschaft. Am anderen Ufer versinkt Serbien im Schnee, einzig die Festung Golubac erhebt sich über die weißen Massen. Etwas später meldet sich eine Grenz-Polizei-Streife. In Rumänien sind auch die «Kibera» außergewöhnlich freundlich, auf eine Pass-Kontrolle wird verzichtet, stattdessen werden Freundlichkeiten ausgetauscht – «Drum Bun», gute Reise! Auf die einzige Hunde-Attacke des Tages wird mit Gelassenheit reagiert und in Măcești verführt eine erdige Kneipe auf ein hopfenhaltiges Erfrischungsgetränk. Das gekennzeichnete Rauchverbot wird allseits leidenschaftlich ignoriert. Bei Pojejena zweigt die Straße ab vom «Schdrom», es geht durch die Berge. Zeit sich um eine Mitfahrgelegenheit zu kümmern. Das erste vorbeikommende Vierrad bringt mich und mein Zweirad über die Höhenmeter bis zur rumänisch-serbischen Grenze. Die letzten 13 Kilometer bis nach Bela Crkva rollen sich wie von alleine. Die Kleinstadt ist bereits eine alte, liebgewonnene Bekannte, nur diesmal wird es nicht der Campingplatz, diesmal gibt es ein gemachtes Bett. Einziger Wermutstropfen, in der Stadt gibt es ein Wasserproblem, die warme Dusche ist somit vertagt. Trotzdem, der Tag zusammengefasst: ein «Wintermärchen»!

Danke Belgrad, liebgewonnene Bekannte und frühstücken am «Schdrom»


2. Tag: Freitag, 14. Dezember

Strecke: Belgrad – Požarevac – Veliko Gradište – Donji Milanovac – Kladovo (Bus)

Zwei Uhr in der Nacht, raus mit der ganzen doppelstöckigen Reiseladung! Männer, Frauen, Kinder, alle müssen den Bus verlassen um den ungarischen Grenzbeamten ihre Pässe persönlich vorzuführen. Im Gegensatz, die serbischen Grenzer geben sich mit den abgesammelten Reisedokumenten zufrieden. Licht aus, weiterschlafen! Kurz nach Fünf rollt der Doppeldecker über die Save in Belgrad ein, gefühlt ist es noch mitten in der Nacht. Belgrad ist anders, die Menschen geben bereitwillig und freundlich Auskunft, alles ist «kein Problem», auch das Brompton wird ohne Murren im Überlandbus nach Kladovo verstaut. Hop-On-Hop-Off! Abfahrt Punkt sechs Uhr. Nach einer kurzen Autobahnstrecke wird es ab Pozarevac ländlich, ab Veliko Gradište romantisch und ab Golubac führt die Piste direkt am «Schdrom» entlang. Auf der gegenüber liegenden, rumänischen Seite blitzen Schneeflecken von den sanften Bergrücken. Am Weg winken lauter alte, liebgewonnene Bekannte: Veliko Gradište, Golubac, Donji Milanovac, alles Ortschaften an der Donau die mir ans Herz gewachsen sind. Nach 16 Stunden Reisezeit rollt der Bus endlich in Kladovo ein. Ein kleiner Schock für zwischendurch, auf die Erneuerung meiner sträflich abgefahrenen Bremsbelege wurde bei der Wiedertüchtigmachung meines Bromptons vergessen.
Wie schon bei den letzten Besuchen in Kladovo ist das «sozialistisch» anmutende Hotel Đerdap die Schlafburg meiner Wahl. Achter Stock, Balkon, Ausblick auf den «Schdrom» und die rumänische Schwerindustrie auf der anderen Seite.
Ein Frühstück zur Mittagszeit, promenieren am Schdrom, eine Runde Müßiggang bevor morgen das Beintraining beginnt. Inzwischen hat der Nebel die Umgebung verschleiert und Schneefall setzt ein, das Wetter ist eindeutig wieder auf meiner Seite ; ). Nahrungsaufnahme und die nicht geschlafenen Stunden nachholen …

Wien ist Glasgow, Erdberg ist Ostblock und flix mit dem Bus nach Belgrad


1. Tag: Donnerstag, 13. Dezember

Strecke: Wien – Budapest (HU) – Belgrad (SRB) (Bus)

Die Wiener Innenstadt spricht heute hauptsprachlich Englisch. Im Bermudadreieck drängen sich die Männer aus Glasgow, tragen Schals in blau-weiß-rot, hängen Transparente, haben ein Glas Bier in der Hand (noch vor der Mittagspause) und alle wälzen große Hoffnungen. Für nicht ballsportbegeisterte Menschen, heute Abend rittern die Glasgow Rangers gegen Rapid Wien um die Gunst der runden Kugel.
Derweilen in der Innenstadt der Alkoholpegel steigt werden letzte Reisevorbereitungen getroffen und eine möglichst «schlanke» Radtasche gepackt … Noch ein letztes Erfrischungsgetränk mit der Liebsten am Rochusmarkt. Gut erfrischt rollt es sich hinunter zum Busbahnhof Erdberg. Der internationale Busbahnhof Erdberg ist tiefster «Ostblock» von der unromantischen Seite. Oben eine vielspurige Autobahn, unten Beton. Ein grindiges Imbiss und ein nicht funktionierendes «50-Cent-WC». Die Münzen werden vom Automaten verweigert, das Drehkreuz bleibt undurchdringlich starr …
Das Faltrad wird im Bauch des Buses verstaut und der Passagierraum ist bis auf den letzten Platz belegt. Auch im Bus ist das «Häusl» fest verriegelt – «ein technisches Gebrechen», gesteht der Busfahrer. Ein Traumstart!
Zweck und Ziel der Reise sind zum einen dem vorweihnachtlichen Wiener-Punsch-Wahnsinn zu entkommen, zum anderen geht es um Bewegung in der frischen Luft und ein Rendezvous am «Schdrom» (© Ernst Molden, für die Donau). Der (angedachte) Reiseverlauf: Mit dem Bus nach Belgrad (SRB), gleich weiter nach Kladovo, einer Kleinstadt direkt am Fluss. Kladovo ist sozusagen der Kilometer Null, von hier aus geht es auf zwei Rädern zurück in Richtung Wien …
Die Grenze nach Ungarn ist inzwischen überschritten und der Druck auf die Blase steigt … Györ bringt Erleichterung, Budapest einen modernen Busbahnhof und den Anschluss-Bus nach Belgrad. Mein kleines Faltrad macht große Probleme, will nicht mitgenommen werden, es bedarf einiger Wortverdrehungen und ein zarter Aufpreis lassen es letztendlich doch noch mitreisen. Aber vorwärts jetzt und ein bisschen die Augenlider runterlassen.

Ein unbestellter Begleiter, durch Ungarn durch und eine Zusammenfassung


13. Tag: Samstag, 29. September

Strecke: Bezdan (SRB) – Baja (HU) – Tata – Wien (AT)

Das Fisch-Paprikasch war ein Traum und unseren letzten Abend in Serbien verbringen wir zu dritt. Ein vierbeiniger Strawanzer macht es sich neben unserem Tisch auf der Terrasse gemütlich, begleitet uns auf dunklen Wegen bis zum Zelt und hält während unserer Nachtruhe Wache. In der Früh war er so unangekündigt verschwunden wie er unangemeldet aufgetaucht ist.
Ein letzter Blechhäferl-Kaffee an der Donau. Am serbischen Ufer ist die Sonne noch nicht angekommen, momentan erreicht sie gerade das kroatische Batina am anderen Donau-Ufer. Der Abschied fällt schwer, ab dem ungarischen Baja führt das große graue Band bis direkt zur Schrebergartenhütte in Wien-Wasserwiese. Eine letzte ungarische Nacht wird verworfen, es bleibt bei einer Verpflegungspause in Tata (im Bild). Ein harter Eintritt in die Festung Europa. Herausgeputztes Englisch, dicke Servietten, ein Pianospieler, geschliffene Kellner_innen. Das alles gibt es auch bei uns, also gleich nach Hause!
Noch eine kurze Zusammenfassung:
13 Reisetage. 12 Reisenächte, davon 11 im Zelt verbracht. 2.206 mit dem Automobil gefahrene Kilometer. 6 bereiste Länder (A, SLO, HR, BiH, SRB, HU). Wunderbare Ćevapi, traumhafter Fisch, exzellenter Vranac, ungezählte Pivo, …
Vielen Dank für’s Mitreisen, Blog lesen, … Im Dezember startet die nächste Tour, vorraussichtlich wieder mit dem Brompton Faltrad, geplant ist: den «Schdrom» gegen den Fluss entlang von Belgrad Richtung nach Hause, rechtzeitig zum Weihnachts-Fischerl!
Alles Liebe
Mario

Ob «Jagnetina», ob «Perkelt» – Hauptsache Essen!


12. Tag: Freitag, 28. September

Strecke: Apatin – Sombor – Bezdan

Allein am Campingplatz irgendwo in den serbischen Donau-Auen, nichts rührt sich, einzig das Donau-Fluss-Gefieder reißt ab und an den Schnabel auf.
Eigentlich sind wir schon seit Mostar irgendwie auf der Rückreise, aber ab jetzt wird es ernst. Morgen machen wir rüber über die Grenze nach Ungarn. Die Donau bleibt uns erhalten, Serbien wird uns fehlen und darum: Ein letztes Frühstück in Apatin am «Schdrom». Apatin war bis 1944 die größte deutschsprachige Gemeinde in Jugoslawien. Später ein Erfrischungsgetränk in Sombor. Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges dem Königreich Ungarn zugehörig, den ungarischen Einschlag schmeckt man bis heute. Auf der Landstraße Richtung Bezdan, die Hoffnung war schon längst begraben – «Jagnetina»!!! Ein einfaches Landgasthaus, ein windschiefes Blechgestell mit Dach vor dem Haus, über dem Feuer dreht sich ein Lamm am Spieß. Aus-Stopp-Retour – Umdrehen, zurückfahren, bestellen. Kurz gesagt: ein Gedicht! Trotzdem, der kulinarische Tag ist noch jung, wartet doch noch ein «Perkelt od Fileta Smuđa» (Fisch-Paprikasch mit Zander) in der Pikec Čarda, am letzten Zipfel Serbiens, wieder einmal direkt am «Schdrom». Vorher gibt es noch Schnaps und «Domaća Kafa» (Kaffee mit Sud im Häferl, darum kein Schluck zuviel!) in Bezdan, einen Umfaller von der ungarischen Grenze entfernt, um das Magerl auf das letzte Abendmahl vorzubereiten. Bevor die neuerliche kulinarische Orgie losgeht noch ein bisserl an der Donau sitzen und ein bisserl «blöd schaun» … Unser Haus steht direkt am Ufer, die Sonne ist am Untertauchen und das Paprikasch köchelt bereits – das Leben ist schön!

Serbische Müllentsorgung, mehrmalige Grenzübertritte und ewig lockt der «Schdrom»


11. Tag: Donnerstag, 27. September

Strecke: Zasavica – Sremska Mitrovica – Šid (SRB) – Ilok (HR) – Vukovar (HR) –Erdut (HR) – Apatin (SRB)

Nach einer frostigen Zeltnacht wärmt die Sonne während des Frühstücks am nördlichen Save-Ufer in Sremska Mitrovica. Es geht weiter auf Kurzstrecken bis zur heutigen Endstation nahe Apatin.
Kurz nach Šid am malerischen Sotsko Jezero, zu Füßen der Fruška Gora (Nationalpark am rechten Donauufer, in der serbischen Provinz Vojvodina), gibt es uein nrühmliches Beispiel von Müllverarbeitung – Alles rein in den Blech-Container und Feuer frei!
Der nächste Stopp liegt direkt am «Schdrom» (Donau), an der Nabelschnur, am Herzfluss, in Ilok. Bis zur ungarischen Grenze trennt er das ehemalige Jugoslawien in Kroatien und Serbien. Den «Schdrom» gegen den Strich geht es weiter in Richtung Vukovar. Im Kroatienkrieg war die Region um Vukovar das am stärksten unkämpfte Gebiet, die Wunden sind bis heute sichtbar. Im Stadtbild verheilt die Vergangenheit ungleich schneller als im zwischenmenschlichen Alltag, der noch immer von Kroaten und Serben bewohnten Stadt. In Erdut geht es für heute zum letzten Mal über die Grenze und unser Zelt steht schon wieder im Nirgendwo. Irgendwo in den weitläufigen Donau-Auen. Zur Nahrungsaufnahme müssen wir zurück nach Apatin, ein unpackbarer Sonnenuntergang direkt am «Schdrom» begleitet die Nahrungsaufnahme!

Ein dampfender Fluss, ein Feuchtgebiet und jede Menge freigängiger Viecher


10. Tag: Mittwoch, 26. September

Strecke: Vrhpolje – Mali Zvornik – Loznica – Badovincoi – Zasavica

Die Hunde aus der Nachbarschaft sind sehr nachtaktiv, unsere Haushunde antworten bereitwillig und postwendend.
Auch frühmorgendlich sind die süßen Vierbeiner ungebrochen aktiv und erschweren den Bekleidungsvorgang. Dichte undurchschaubare Schleier tauchen auf, die Drina dampft. Bis Loznica weicht sie uns nicht von der linken Seite, später verschwindet sie aus dem Blickfeld, wir biegen ab in Richtung Sremska Mitrovica. Spätestens morgen sehen wir uns wieder, wenn sich die Drina in der Save Richtung Donau verfüssigt hat. Wider Erwarten finden wir ein Traumcampingplatzerl mitten in der Prärie, nahe der Save. Das Nest heißt Zasavica und liegt in einem der letzten, authentisch erhaltenen Feuchtgebiete Serbiens. Im angeschlossenen Naturschutzgebiet tummeln sich jede Menge freibewegende Viecher: Esel, Pferde, alle möglichen Arten von Rindviechern, Federvieh, Schweine, Schwäne, Schlangen, … Das Wirtshaus vorort serviert zum lokalen Pivo, Gulasch vom Mangaliza-Schwein. Und, das alles und noch viel mehr fast für uns alleine!