Wunderbare Landschaften, Gefallene Eichen, und erneute Tisch-Und-Bett-Probleme


3. Tag: Donnerstag, 19. September 2024

Strecke: Hartberg – Burgau – Fürstenfeld – Bad Loipersdorf – Unterlamm

Streckenlänge: 71 km

Nach einem Lös-Kaffee vom Gaskocher wird die Camping-Baustelle verlassen. Verkehrsarme Straßen führen über Bergerln, durch Wälder, vorbei an Feldern. Immer wieder rauf und runter durch wunderbare Landschaften. Der steirische Kukuruz (Mais) steht noch immer wie ein Einser, hingegen die steirischen Eichen fallen wie die Zündhölzer. Immer wieder muss das Rad geschultert, oder gefallene Riesen umgangen werden. 

Die Konkurrenz der Radrouten ist enorm: Wein-, Genuss-, Thermen-Wege sorgen für ein Wegweiser-Wirrwarr. Ein Kurzabstecher durch das Burgenland bringt die Problematik auf den Punkt – nur die eigenen Strecken werden ordentlich beschildert.

Wieder zurück in der Steiermark. Der Hauptplatz von Fürstenfeld befindet sich in der Phase der Verhüttelung, die Stadt rüstet auf für das alljährliche Kürbisfest. Noch im letzten Jahrhundert war Fürstenfeld österreichische Grenzstadt, bevor 1921 das Burgenland per Vertrag von Trianon, von Ungarn an Österreich abgegeben werden musste.

Die letzten Kilometer verbrauchen die letzten Reserven. Immer wieder will der Bobo-Porsche geschoben werden. Die Schlafplatz-Probleme prolongieren sich, der angepeilte Heurige mit Campingmöglichkeit hat heute Ruhetag. Das Mobilheim wird dennoch aufgebaut, die bereits vertagte Körperpflege muss weiter warten. Die Nahrungssuche wird zum nächsten Problem, alle Buschenschanken, Wirtshäuser der Umgebung befinden sich ebenfalls im Ruhezustand. Hügel rauf und Hügel runter findet sich, in gehöriger Entfernung, doch noch eine Jausenstation. In der Buschenschank Forjan feiert gerade ein Jägersmann seinen Runden, die ortsansässigen Waldhornbläser pusten dem Jubilar ein Ständchen. Bevor der Ausflug aus dem Ruder läuft wird vorsorglich die Heimreise angetreten.

Ein beschaulicher Flussradweg, ein Geschwindigkeitsrausch und ein Campingplatz in Arbeit


2. Tag: Mittwoch, 18. September 2024

Strecke: Pitten – Grimmenstein – Aspang-Markt – Mönichkirchen – Rohrbach an der Lafnitz – Hartberg

Streckenlänge: 70 km

Der frühe Vogel fängt den Wurm, um 9 Uhr morgens wird aufgesattelt. Die Felder rundherum sind alle bereits abgearbeitet und Berge von Baumstämmen werden in den unzähligen Holzverarbeitungsbetrieben der Umgebung in handelstaugliche Fasson gebracht. Links die Berge, rechts die vom Hochwasser verschont gebliebene Pitten, führt der Radweg beschaulich bis nach Aspang-Markt. Jetzt wartet der steile Anstieg auf den knapp Tausend Meter hohen Wechsel-Pass. Rad und Fahrer entscheiden für die weniger schweisstreibende Variante und nehmen den Linienbus. Rad gefaltet, Rad rein und 15 Minuten später die selbe Prozedur in umgekehrter Reihenfolge.

In einem von allen guten Geistern verlassenen Tourismus-Ort bleiben die erhofften Ausblicke aus. Auch das mieselsüchtige Wetter unterstreicht das Stimmungsbild. Von jetzt an geht‘s bergab! Die Bundesländer werden gewechselt, auf Niederösterreich folgt die Steiermark. Im Geschwindigkeitsrausch wird die Abzweigung auf die Radstrecke übersehen und die nächsten Kilometer müssen auf der Bundesstraße bewältigt werden. Bei Rohrbach wird die verkehrsarme Route wieder aufgenommen. Bis Hartberg ist es jetzt nur noch ein Katzensprung. Auf die Vorfreude folgt eine herbe Enttäuschung: Der Campingplatz in Hartberg befindet sich gerade im Umbau, das Zelt wird trotzdem aufgebaut und die dringend nötige Körperpflege auf morgen vertagt.

Das Stadtzentrum ist ausgestorben, Geschäfte ohne Kundschaft, ein Hauptplatz, das obligatorische Rathaus, die unvermeidliche Pfarrkirche, aber kein Leben. Das mitgebrachte Erfrischungsgetränk mundet trotzdem. Der Gewerbepark der Stadt ist weitaus belebter. Die Stammtischrunde der Hendl-Grillstation bevorzugt die flüssige Nahrung und hat schon mehr als genug davon. Zurück auf die Campingplatz-Baustelle, die dem Stadt-Hauptplatz nicht unähnlich ist – keine Menschen.

Nebelland, Mur-Radweg und das Grüne Album


Samstag 05. November

Karte

Strecke: Ratsch an der Weinstraße – Ehrenhausen – Spielfeld – Mureck – Oberau – Fahrrad- und Fußgängerbrücke nach Slowenien – Apace (SLO) – Gornja Radgona – Bad Radkersburg (A) – Spielfeld – Ehrenhausen – Ratsch an der Weinstraße
(von Ehrenhausen bis Bad Radkersburg mit dem Rad, 49 km)

Geplante Feste finden nicht statt, so ist das auch mit der Wettervorhersage. Satt angesagtem strahlenden Sonnenschein dominierte das graue Band in allen Schattierungen. Der Mur war es egal, die Wassermassen bewegten sich unbeeindruckt Richtung Drau. Wir hatten keine Wahl. Dafür entschädigten uns die Nebelwelten der Südsteirischen Weinstraße und dem Mur-Grenz-Radweg konnte selbst die Düsterstimmung seine Romantik nicht nehmen.
Die spontane Extratour in das südsteirische Grenzland haben wir Natalie Ofenböck und dem Nino aus Wien zu verdanken, präziser gesagt, ihrem „Grünen Album“ (Edition Bader/Problembär Records), gespickt mit phantasievollen Briefen, modern naiven Zeichnungen und einer wunderbaren Mischung aus Volksmusik und Wiener Rock’n’Roll. Inspiration pur! Das Abendprogramm haben uns die beiden auch mit auf den Weg gegeben: Buschenschank, Brettljausn und a „Vier-Finger-Mischung“! Der Klapotetz muss bis morgen warten.