Ein falscher Gipfel, eine Schelte und doch noch Glücksgefühle


9 Tag: Montag, 8. Juli 2024

Strecke: Vermosh – Maja e Grebenit (1.840 m) – Vermosh

Der Wanderreiseführer wirbt mit einer entspannten Tour auf den Maja e Grebenit, einen Gipfel im albanischen Grenzgebiet zu Montenegro. 

Der Weg ist wunderbar markiert, und führt steil bergauf durch den Wald. 3 Stunden Gehzeit verspricht eine Tafel beim Einstieg. Nach 2 Stunden ist die Waldgrenze erreicht und einen hochgewachsene fette Blumenwiese breitet sich aus. So hochgewachsen, dass sie auch alle Markierungen verschluckt. Der selbsternannte Pfadfinder wählt den steilen Weg. Nach weiteren eineinhalb Stunden Blut, Schweiß und Tränen wird der Gipfel erklommen. Der falsche, gegenüber jetzt einwandfrei zu erkennen klotzt der richtige!

Der Pfadfinder muss sich einiges anhören und hat alle Hände voll zu tun die Situation zu beruhigen. Etwas später am richtigen Gipfel überdecken die Glücksgefühle alle anderen Emotionen. Ein unbeschreibliches Rundherum-Berg-Panorama.

Beim Abstieg wird von dem überall wuchernden wilden Erdbeeren genascht und mit hunderten blutsaugenden Bremsen gekämpft. Zurück im Tal, dampfen die Körper und nur der Gedanke an ein gut gekühltes Erfrischungsgetränk hält die Moral aufrecht. 

Ein Dorf in den Alpen, Bunker und Ziege


8. Tag: Sonntag, 7. Juli 2024

Strecke: Plav (MNE) – Vermosh (AL)

Streckenlänge: 25 km (gesamt 1.547 km)

Am Plavsko jezero startet gerade ein Triathlon, die erste Disziplin ist das Schwimmen. Bevor die Rad-Etappe startet und die Straßen verstopft,  wird das Vierrad angeworfen. Diesmal bleibt es bei einer Kurzstrecke. Die albanische Grenze ist bald erreicht, der Andrang ist gleich Null.

Vermosh, das nördlichste Dorf Albaniens liegt auf 1.100 Metern im gleichnamigen Tal. Im Dorfkern endet die asphaltierte Straße und eine gut befahrene Piste führt zum Camping-Traum. Ein Stellplatz unter einem Schatten spendenden Apfelbaum. Diesmal erfrischt das erste Getränk bereits zur Mittagszeit.

Der nachmittägliche Spaziergang führt die Piste weiter das Tal entlang: eine Hängebrücke wackelt über ein ausgetrocknetes Flussbett, eine befahrbare Brücke ist in Bau, vereinzelte Häuser, keine Menschen. Vermosh im Ruhemodus. Auch die vier Enver-Hoxha-Bunker, die der einstige Diktator ab 1967, wie hunderttausend andere auch, aus Angst vor einer feindlichen Invasion bauen ließ, schlummern vor sich hin.

Am Ende des Weges sprudelt ein Fluss, raus aus den Schuhen, die Füße kühlen. An diesem Ruhepol sagen sich Schaf und Ziege Gute Nacht, letztere steht heute Abend am Speiseplan.